Mittwoch, 28. Dezember 2016

Saloum-Delta 1 - Senegal

Heute, am Samstag, den 17.12.16 haben wir, bei wunderbar gleichmäßigen, achterlichen 
Winden, um 8 Uhr den CVD-Segelclub in Dakar verlassen. Der Wind war richtig gut so um die 21 Knoten aber erstaunlich kalt, bei 21°C mussten wir unsere dicken Segelsachen herausholen (unsere Standard-Temperatur liegt zwischen 29 und 32°C). 

sagt auch Inge
irgendwie frisch heute
 








Des weiteren prophezeite Wetterbericht  nichts gutes, gegen Mittag soll der Wind einschlafen - dafür wird es wieder wärmer. Deshalb haben wir beschlossen in Saly, ein Touristen Ort an der Küste, ein Zwischenstopp einzulegen. Nach dem ganzen Müll und Gestank von Dakar, ist dieser Küstenabschnitt eine Augenweide. Aber eins ist klar mit dem wirklichen Afrika hat das auch nichts zu tun. Aber immerhin die Hotelanlagen pflegen mit ihren Palmenblätter gedeckten Bungalows den Afrikanischen Stiel. Für eine (überraschend kurze) Weile dringt von den Hotels Musik herüber, aber da wir sehr weit draußen liegen, stört uns das nicht. Saly soll das Zentrum des Sextourismus im Senegal sein, voilà. Da sich unser Zwischenstopp auf dem Weg zum Saloum Delta auf nur eine Nacht (die wir an Bord verbringen) beschränkt können wir das nicht dementieren oder bestätigen.
der Strand von Saly
Den Nachmittag verbrachten wir damit Hembadoo halbwegs vom Sahara-Staub zu befreien (endlich hatten wir wieder klares und nicht so ein Bakterien-Verseuchtes Wasser). Am nächsten Morgen hieß es dann Anker auf und weiter nach Süden. 
Anker auf und los
Maßarbeit beim Vorbeisegeln









Was jetzt kam war schon etwas Anspruchsvoller – Slalom Segeln – da wir nicht allzu weit von der Küste weg waren, wimmelte es von Fischerbooten, Angelschnüren, Korb-Reusen und Netzen. Mit Glück waren sie durch eine Stange mit Fähnchen gekennzeichnet, aber ganz oft war es nur ein kleiner unscheinbarer Styropor-Klotz und man musste ordentlich aufpassen. Aber dann hatten wir das Delta und die Einfahrt schon vor Augen, es war höchstens noch eine Stunde als plötzlich ein Militär-Schlauchboot mit sechs schwerbewaffneten Soldaten auf uns zugeschossen kam. 
Inge hat heimlich Fotografiert
der Zacken das war unser Umweg
 








Die Soldaten (mit ihrer Kampfausrüstung, durchtrainiert und fit wie ein Turnschuh) jagten uns einen ziemlichen Schrecken ein. Drei Mann verteilten sich gleich an Deck (einer rechts, einer links und einer vorn) zwei blieben im Schlauchboot und der sechste erklärte uns sehr bestimmt, das wir ein Kurs von 240° einstellen sollten (im rechten Winkel weg von Land) und es wäre eine Zollkontrolle. Wir wissen ja, das hier der Drogenschmuggel ein Thema ist und da ist man auch nicht zimperlich. Aber nach einer Weile haben wir herausgefunden, das es doch ein paar ganz nette Jungs waren. Ingrid flüsterte mir ins Ohr „ Schau mal wie toll (sexy) die aussehen“ - Aha alles klar - während ich schwitzend versuchte ihnen die richtigen Papiere auszuhändigen. Entweder die hatten keine Ahnung von den Zollpapieren oder sie wollten das ganze nur in die Länge ziehen über Funk telefonierte er ständig und ließ sich irgend welche Infos bestätigen. Nach einer Stunde war die ganze Aktion beendet. Sie verabschiedeten sich höflich und wünschten uns eine gute Reise und wir konnten die Stunde gegen den Wind mit Motor zurückfahren. Dank Google Earth haben wir die große Sandbank sicher umfahren und erreichten unseren ersten Ankerplatz.
Google Earth hilft
Das Saloum-Delta im Senegal ist eine wunderbare Wasserwelt, wo drei Flüsse zusammentreffen: der Saloum, der Diomboss und der Bandiala. Es ist ein riesiges Gebiet, und es gibt es keine Navigationskarten und eine vernünftige Orientierung ist nur mit Google Earth möglich. Das Volk der Serer bevölkert das Delta mit seinen vielen kleinen Inseln, umsäumt von Mangroven, und sie leben in der Hauptsache vom Fischfang. Wolof ist die Landessprache und französisch die Amtssprache.
Es ist der 18.12.2016, der Anker ist drin und wir schauten auf eine Szenerie, wie in einem Film. Das ist Afrika, wie man es sich in Träumen vorstellt. Große Baobab-Bäume (Affenbrotbaum) recken ihre Äste in den Himmel. Hütten mit Strohdächern stehen am Strand. (Dass es sich hierbei um eine verlassene Hotelanlage handelt, wollen wir mal übersehen). Kuhreiher sitzen in den Mangroven und eine bunt bemalte Piroge zieht langsam vorbei. Hier im Flussdelta des Saloum haben wir unser Bild von Afrika gefunden

 
die Piroge als Bus
das ist die Haltestelle









Vor uns an Land war die Anlegestelle der Fährpirogen, die die vielen kleinen Dörfer auf den Inseln miteinander verbinden. Es war immer wieder spannend, den Fährverkehr zu
unser erster Baobab-Baum
beobachten. 
einfach nur schön









Ganze Fahrgespanne, einschließlich Pferd oder Esel wurden transportiert. Alles ging mehr oder weniger lautlos von statten. Geduldig saßen Frauen in traditionellen bunten Kleidern mit ihren Kindern unter den Bäumen und warteten. Männer, modern gekleidet oder auch traditionell, begrüßten und unterhielten sich. Oft meinte man unterscheiden zu können, wer den höheren Rang hatte. Waren keine wartenden Passagiere oder Pirogen da, hätte man nicht gewusst, dass es die Fährstelle war. Es gab keinen Anlegesteg. Die Pirogen liefen auf den Strand auf und wurden dann beladen. Am nächsten Tag lassen wir unser Schlauchboot ins Wasser und fahren an Land. Wir wanderten von der Fährstelle auf einer Sandpiste in Richtung nächstgelegener Ortschaft, nach Dionouar. Als wir von See kommend den Ankerplatz anliefen, hatten wir den Ort mit seiner alles überragenden Moschee schon gesehen. Der Weg dorthin führte durch eine offene Savannenlandschaft, die geprägt war von mächtigen Baobab-Bäumen. Die Bäume überragen die Landschaft und wirken majestätisch. Die meisten von ihnen tragen zur Trockenzeit gar keine Blätter und nur vereinzelt Früchte. Fast alles vom Baobab findet Verwendung bei der lokalen Bevölkerung. Die Blätter werden gegessen, aus den Früchten wird Medizin gegen alle mögliche Gebrechen zubereitet. Außer Baobabs wachsen hier auch Karitebäume, aus dessen Früchten man Sheabutter und Seife herstellen kann. Obwohl Afrika als einziger Kontinent sich nicht selber ernähren kann, war es nicht immer so. Sheabutter war früher das wichtigste Speisefett in der Region. Man musste nicht Butter oder Sonnenblumenöl aus Europa importieren. Da es hier keine der in Europa verbreiteten Getreidesorten gut gedeiht, war früher Hirse das Hauptnahrungsmittel. Heute findet man Hirse nicht mehr so oft auf dem Speiseplan der lokalen Bevölkerung, dafür wird fast jeden Tag Reis gegessen, der hauptsächlich aus Asien importiert wird. Fast in jedem Laden findet man 25 kg große Reisesäcke. Gleichzeitig pachten große asiatische Industrienationen wie China und Korea in Afrika große Gebiete des landwirtschaftlich gut nutzbaren Landes, um ihre Bevölkerung ernähren zu können. Der Profit landet in den Taschen der korrupten Regierungen, die einfache Bevölkerung bekommt für ihre eigene Zwecke nur kleine Landstücke, und muss schauen, wie sie damit über die Runden kommt. Industrie gibt es so gut wie keine.  Landwirtschaft ist für viele eine einzige Existenzquelle. 
der Schlauchboot-Parkplatz
die verlassene Ferienanlage










Wir waren gerade ein paar Meter gegangen, als ein Junge mit einem Pferdegespann anhielt und uns eine Fahrt ins Dorf anbot. Wir lehnten höflich ab und machten ihn klar das wir die Landschaft zu Fuß erkunden 
das Taxi zu Land
Energie vom Baum tanken

manche Baobabs sind gewaltig


wollen. Die Vielfalt der Bäume und die Vögel (grün, blau, bunt, große und kleine Schnäbel), wir waren begeistert. Anschließend unternahmen wir dann einen Spaziergang durch den Ort. Alles wirkte sehr wohl geordnet. Die Häuser waren einstöckig, aus Stein gemauert und die Wege zwischen den Häusern waren mit weißem Muscheln bedeckt. Am Ortseingang waschen Frauen die Wäsche auf einer Wiese und legen sie großflächig auf dem Boden zum Trocknen aus. Es gibt hier auch eine Schule und ein Kindergarten (Spenden-Finanziert). Nicht jedes Kind kommt in Senegal in die Schule, und von denen die es doch dürfen, schafft nur ein Bruchteil einen Abschluss. Mehr als 70% der Erwachsenen in Senegal sind Analphabeten. Es ist Schulschluss, von den Jugendlichen umringt bewegten wir uns in Richtung Zentrum auch dort - Kinder, Kinder, Kinder. 
zum Empfang im Dorf - Kinder
in jeder Gasse - Kinder
Inge und die Kinder tanzen
Wie man sich vorstellen kann ist uns vom Wetter her nicht ganz nach Weihnachten zu Mute (29°C) aber wir haben noch nie so vielen Kindern die Hand gegeben und uns abtasten lassen wie hier. Und wenn man dann in ihre lächelnden, staunenden Gesichter schaut, mit den verrotzten Nasen, geht einem das Herz auf und es wird einem doch wieder Weihnachtlich zu Mute. (aber eins möchte ich klarstellen, diese Kinder haben nichts mit den Afrikanischen Kindern zu tun die zu Weihnachten gerne im Fernsehen gezeigt werden) Auch die Erwachsenen sind hier ganz anders drauf, obwohl sie nach unseren Vorstellungen ebenfalls sehr arm sind, sind sie sehr freundlich, hilfsbereit und vor allem nicht aufdringlich. Ihre Kleidung ist schlichtweg der Hammer, so bunt und kunstvoll wir können uns gar nicht satt sehen. Auch unsere Beziehung zu Kopftüchern hat sich voll geändert, diese Kunstwerke haben nichts mit den schwarzen oder mausgrauen Tüchern die man in Deutschland zu sehen bekommt zu tun. Wir wollten uns die von See aus so prächtig erscheinende Moschee mal etwas genauer anschauen aber Schade, über das vorhandene alte Gebäude wird ein neues, dreimal so großes, drüber gebaut und es ist jetzt eine unansehnliche Baustelle. Auf den Gassen standen ein paar Verkaufsstände mit ein wenig Obst und Gemüse. Es ist Trockenzeit und da wächst in den Gärten hier kaum noch etwas. Es gab ein paar kleine Lädchen mit Dingen für den täglichen Bedarf. Wir bewegten uns in Richtung Ufer zu den Fischern und Bootsbauern. Die Piroge ist der vorherrschende Bootstyp. Das Prinzip baut auf einem Einbaum auf mit seitlichen Brettern. Jede Piroge ist bunt bemalt und trägt einen Namen. Dies ist traditionell der Name des Besitzers. Für die verschiedenen Teile einer Piroge werden unterschiedliche Holzarten verwendet.
es ist kaum zu glauben das ist das Haupt-Werkzeug
die Taufe kann bald stattfinden
Da sie sehr flach-









gängig sind, kann man mit ihnen fast alle Flussläufe des Deltas befahren und gegen die steile Welle im Mündungs Delta schützt der hochgezogene Bug. Selbst die großen Fährpiroggen werden nur mit Außenbordern gefahren. Wir haben nur wenige Pirogen gesehen, die mit selbst genähten Segeln gefahren sind. Dies ist umso verwunderlicher, da Benzin relativ teuer ist, und die großen 
Außenborder einen recht hohen Sprit Verbrauch haben. 
die Segel sehen zwar aus wie ein Bett-Laken
aber sie Funktionieren
 








Es lag eine gelassene Stille über dem Ort, vielleicht auch deshalb, weil es auf der ganzen Insel, keine Autos gibt. Müde und seltsam verzaubert machten wir uns auf den Heimweg. Als wir am Strand ankamen, tauchte schon die untergehende Sonne in den Fluss und die Mangroven in goldenes Licht.

von diesen Bildern kann man nicht genug bekommen

Hembadoo im Grünen










Unser Schlauchboot war noch da, wohl bewacht vom Wächter der verlassenen Hotelanlage mit seinem Hund, und wir kehrten zurück in unsere Welt. Dienstag, der 20.12.2016, wir machen einen Strand Spaziergang, vorbei an die verlassene Hotel-Anlage in Richtung bewohnter Lodges. Wir haben gelesen, das es dort ein gutes Restaurant geben soll. Wir sind hin und hergelaufen, konnten aber kein Restaurant entdecken. Da kam uns ein Einheimischer entgegen und wir erklärten ihm unser Problem. Er meinte nur wir wären richtig und sind schon mehrfach am Restaurant vorbei gelaufen. Sein Restaurant besteht aus einem ein gezäunten Platz, wo man sich setzen kann und wo eine Frau (Köchin) unter freiem Himmel auf offenem Feuer kocht. 

das ist die Küche

auf die Lippen beißen um nicht los zulachen









und das ist unser Essen
Ein paar Schritte weiter hatte er einen Laden (wir staunten über das westliche Sortiment) und neben der Tür stand ein Tisch, der ganz schnell abgeräumt wurde und es kam eine Tischdecke drauf. Wir sollten uns hinsetzen und auf das Essen warten (nah ja, wir waren vielleicht gespannt). Dann kam das Essen, Hirse mit Fisch und so einer Art Zwiebel-Soße, das war scharf aber richtig lecker. Es fehlte nur das Besteck. Ingrid protestierte, mit den Fingern wird hier nicht gegessen und sie haben tatsächlich noch zwei Löffel aufgetrieben.
aber es schmeckt richtig gut - vor allem Hirse und nicht Reis
Und wo wir schon einmal da waren haben wir auch ordentlich eingekauft (Wasser, Fanta, Kuchen, Eier u.s.w.) Der Ladenbesitzer selbst hat das Wasser bis zum Schlauchboot getragen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit dem nähen einer neuen deutschen Flagge (unsere alte war von der Sonne ausgeblichen und vom Wind völlig ausgefranst), nicht das uns noch jemand mit Amerikaner verwechselt (das wäre im Herrschaftsbereich des Islam ganz schlecht) Stolz präsentierte ich unsere neue Flagge, aber Ingrid lachte sich fast kaputt, hatte ich Knaller doch die Farben vertauscht.
das glaubt kein Mensch
Nah ja, sie war so gnädig und hat mir beim auftrennen der Nähte geholfen. Am nächsten Tag wollten wir in die anderen Richtung, die Mangroven und deren Tierwelt erkunden. Also Schuhe aus und immer am Strand entlang zu den Mangroven. Fast die gesamte Uferlinie ist mit dichten Mangrovenbäumen bewachsen. Ihre Luftwurzeln reichen bis tief in das Wasser hinein. So halten sie das Sediment fest und befestigen die Uferlinie. An den Wurzeln wachsen Muscheln und Austern, die Äste hängen weit über das Wasser und die untersten Blätter markieren den Hochwasserstand – ein praktisches Hilfsmittel, um die Tiden Stände abzulesen.

die Krabbe hat schlechte Laune (drauf Clicken)


neue Mangroven erobern das Ufer









hinter den Mangroven läuft alles mögliche
frei herum


wunderbar bunte Vögel -leider haben wir überhaupt keine Ahnung von den Arten
Auf unseren Erkundungsgang sind wir auch ziemlich erfolgreich. So sehen wir viele Vögel, Krabben - die schnell in ihre Löcher flüchten - aber auch Esel, Ziegen und Rinder die sich frei am Rand der Mangroven bewegen. 
diese Hörner können schon mal Respekt einflößen
und diese auch









 Die Gewässer hier sind so fischreich, dass sich die vielen Reier, Kraniche, Möwen und Seeschwalben gut ernähren können. Ständig sieht man sie an den flacheren Uferstellen fischen oder sich im Sturzflug ins Wasser stürzen. Nicht selten kommen sie dann mit einem Fisch im Schnabel wieder hoch. Ein tolles Schauspiel. Auf dem Rückweg beschlossen wir noch einmal in Richtung „Restaurant“ zu gehen, wir konnten es immer noch nicht glauben das diese offene Feuerstelle alles gewesen sein sollte. Ein Stück hinter unserem Restaurant entdeckten wir eine merkwürdige Hütte wir dachten schon hier wohnt ein Voodoo-Priester.

wird er uns entgegen kommen? (Bild Internet)
die geheimnisvolle Hütte












 
nein ein Witzbold wohnt hier
Dabei war es nur ein freundlicher junger Mann, der hier seine Souvenirs anfertigte, die er dann an Touristen verkaufen wollte. Jedenfalls haben wir kein anderes Restaurant gefunden. Aber da es so gut geschmeckt hat und extrem Preiswert war sind wir noch einmal eingekehrt und haben Hirse mit Gemüse gegessen.
und wieder wurde für uns der Tisch am Laden gedeckt
Am nächsten Tag, Donnerstag den 22.12.2016, war es wider so weit, Anker hoch und ab in Richtung unbekannter Gefilde. Ich habe mir vorgenommen einen kleinen Nebenfluss bis zur Ortschaft Dangane hochzufahren und dort Weihnachten und Silvester zu verbringen. In den ganzen Internet-Berichten habe ich nichts dazu gefunden das dort jemand mit einer Segelyacht hingefahren ist. Wir haben uns so gut wie möglich darauf vorbereitet. So haben wir aus den Googel-Earth Bildern „Seekarten“ (kap-Files) gefertigt, die mit dem OpenCPN Navigationsprogram und GPS die wahre Position von Hembadoo zeigen.
Sandbänke, das ein schwindlig wird
Vor allen die Sandbänke waren auf den Google-Earth files gut zu erkennen. Wir haben die Route rot eingezeichnet damit wir die bestmögliche Orientierung hatten. Ich habe mir eine Halterung gebaut um des Windows-Tablett genau über den Kartenplotter zu Platzieren. Jetzt konnte es losgehen. D
as ganze entwickelte sich zu einer ziemlich Anspruchsvollen Slalom-Fahrt und dazu noch 30 Knoten Wind der das Boot immer wider aus dem Kurs drücken wollte. Bis auf den Muskelkater vom Steuerrad drehen, ist aber alles gut gegangen. Auf 4m Tiefe haben wir vor Dangane geankert.
übrigens Weihnachten bei 33°C und 9% Luftfeuchtigkeit
ist auch unser Erstes-Mal

 







Jetzt bleibt nur noch euch einen guten Rutsch in das Jahr 2017 zu wünschen und mal sehen was noch so auf uns zukommt.


Freitag, 16. Dezember 2016

Dakar, Senegal, Westafrika

Dakar
Heute, am 05.12.16 haben wir in Dakar einklariert. Wir sind somit an dem westlichstem Punkt Afrikas, im Atlantischen Ozean angelangt. Dakar wurde 1857 von den Franzosen gegründet und war ab 1885 die Hauptstadt von Westafrika. 
rein ins Wasser-Taxi
und ab in Richtung CVD
der etwas "windschiefe" Bootssteg zum CVD
Wir sind mit dem Wassertaxi vom CVD Club (ein alter aber stabiler Angel-Kahn) zum Anleger gefahren und haben uns dann ein Taxi (was für eine Klapperkiste) zur fahrt in die Stadt genommen. In ihm erlebten wir die erste Überraschunghier gelten ganz andere Straßenverkehrsregeln als in Europa. Wer frecher ist, darf als erster fahren, rote Ampel, wem interessierst. Was man vorhat wird mit der heraushängenden Hand signalisiert. Parken darf man überall. Alles was noch Räder hat, darf fahren. Es wurden vielerorts zwar Gehsteige vorgesehen, sie wurden aber zu Parkplätzen umfunktioniert. Den Fußgängern bleibt nichts anderes übrig, als auf den Straßen zwischen den fahrenden Autos zu manövrieren. 
die Hand muss draußen sein
Autos, Müll und Bretterbuden
und mitten im Chaos immer wieder Pferdekarren
Zuerst sind wir zu einem Bankautomaten, um uns mit dem nötigen Geld zu versorgen (hier wird man als Europäer schnell zum Millionär – Umrechnungssatz 1 zu 655) Danach mussten wir vorstellig werden bei der ‚Police special‘ (Mole 8) und einer weiteren Stelle, dem Zoll (Mole 10). Alles ging problemlos, wobei wir bei beiden Stellen keine (!) ‚Gastgeschenke‘ über die Theke geschoben haben. Im Gegenteil, ein junger Wachmann, der uns in den Coppy-Shop begleitete, konnte uns kein Wechselgeld herausgeben und hat die umgerechnet 45 Cent selber bezahlt. Man muss aber sagen, das ist uns kein zweites mal passiert. Es ist eine andere Welt, in die wir da eintauchen. Und wenn wir dachten auf den Kap Verden wurden wir auf das was da kommt gut vorbereitet, dann wurden wir ganz schnell eines besseren belehrt. Die sozialen und hygienischen Zustände sind eine Katastrophe. 

jeder Zentimeter am Straßenrand ist belegt
ärmlich aber immer gute laune
hier wird aus Schrott noch etwas gefertigt
es stinkt, die Abwässer gehen ungeklärt in die Bucht
Des weiteren gelten hier eigene Gesetze und man sollte tunlichst gepflegt, sprich rasiert (oder gepflegter Bart), in sauberen Klamotten, als Mann in langen Hosen und als Frau tut man sich leichter, im langen Rock vorzusprechen - der Islam hat uns in seinen Klauen! Nun ja, wir wollen ja nicht für immer hier bleiben und so fügen wir uns, bietet Dakar doch so viel Interessantes. Anfangs sind wir, auch lange Strecken, zu Fuß gegangen aber mittlerweile nehmen wir vorzugsweise ein Taxi (was ja wie oben beschrieben genug Abenteuer ist). Fotos zu machen ist oft schwer, da die Menschen das entweder nicht mögen, oder sofort Geld dafür fordern. Das ist halt Dakar, eine ca. 3 Mio. Metropole, jeder will etwas von dir, bietet dir etwas an, spricht dich an und du bist nie alleine…ständig wird man bedrängt, es ist anders, halt afrikanisch. Wir tauchen ein und versuchen uns anzupassen, was alleine schon durch die Hautfarbe eine echte Herausforderung ist. Nach einem Tag Dakar-Besichtigung müssen wir uns einen Tag ausruhen und uns ein wenig sortieren. Die vielen neuen Eindrücke, denen man hier erliegt müssen auch erst mal verarbeitet werden. Als nächstes haben wir den CVD, den franz. Yachtclub erkundet, der für hiesige Verhältnisse schon recht gepflegt und ordentlich ist, man darf halt nur nicht den europäischen Maßstäben erliegen. 

der CVD eine Müll-freie Zone
erst habe ich das blaue Hemd gekauft
dann sollte ich das weiße auch noch nehmen
Aber das wollen wir ja auch nicht, wir sind hier um zu beobachten, andere Länder, andere Rhythmen, die Stimmen die Tagsüber und Nachts zum Gebet rufen, die anderen Gerüche, die für uns z.T. sehr streng sind und das feilschen um alles. Da muss die in sich versteckte Krämer-Seele hervorgeholt werden und es wird mit Händen, Füßen und ein Blatt Papier mit Stift vom Taxipreis bis zum Kilopreis für Avocados oder sonst was, erst mal verhandelt. In der Regel darf man für Alles nur die Hälfte des angebotenen Preises zahlen und so ist es dann auch…das Palavern gehört dazu, man ist sich einig und wir zahlen nur die Hälfte (höchstens), es grinsen einen pechschwarze Gesichter mit ein paar weißen Stumpen von Zähnen an - man ist zufrieden. Am Ende einer Taxifahrt wird zwar noch mal nach gezockt, aber auch das gehört dazu, wieder wird verhandelt und oftmals zücken wir Bonbons oder andere kleine Geschenke und man ist wieder zufrieden und bedankt sich. Auch wenn es irre anstrengend ist und wir sicher immer noch einiges mehr zahlen als die Einheimischen, wir haben es ja so gewollt. 

der Fischmarkt mit einer gigantischen Auswahl
der Pelikan wartet auf sein Anteil
und vertreibt sich die Zeit mit Spielchen
die Afrikanischen Langboote sind
beeindruckend und bunt
endlich jemand der ein Foto zulässt
Eigentlich wollten wir noch auf die I‘lle de Goree (an der wir vorbei gesegelt sind). Es mag merkwürdig klingen aber irgendwie ist uns die Zeit davon geeilt und wir haben es nicht geschafft. Aber die Geschichte dazu ist schon Interessant. Die Insel befindet sich 3km östlich von Dakar und besaß in der Vergangenheit nicht nur eine strategisch wichtige Position, weil sich von hier aus die gesamte Dakarer Bucht kontrollieren ließ, nein sie hat auch einen traurigen und tragischen, historisch wichtigen Platz in der afrikanischen Geschichte. Diente sie doch lange Zeit als Umschlagplatz und ‚Handelszentrum‘ für den Sklavenhandel aus Afrika. Von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erhoben, konnten hier Plätze, Häuser und Stimmungen bewahrt werden, die dazu dienen, diesen Teil der afrikanischen Geschichte, niemals zu vergessen. Natürlich gäbe es nun wahrlich sehr, sehr viel zu erzählen, aber das würde den Rahmen dieser Webseite sprengen, so begnüge ich mich mit ein paar Randinformationen: Die Insel, wurde 1444 von den Portugiesen entdeckt und ‚weitergereicht‘. Kamen 1627 die Niederländer und gaben ihr den heutigen Namen Goe-ree (gute Reede) so wurde sie ein halbes Jhdt. später, von den Franzosen besetzt. Diese blieben bis zur Unabhängigkeit des Senegals vor Ort, mit Ausnahme von 30 Jahren britischer Besetzung, die sich nicht am Stück, sondern zerklüftet aufteilen: 1693, 1758-1763, 1779-1783, 1800-1817. Und jedes ‚Besetzterland‘ partizipierte natürlich von den Sklaven, die hier gemästet und gewogen wurden und nur mit mehr als 60 kg ‚verschickt‘ wurden, da sie sonst die Strapazen der Reise (erfahrungsgemäß) nicht überstanden hätten. Von ca. 20Mio. verschickten Sklaven, kamen nur ca. 15Mio. an. Es gibt keine genauen Zahlen. Es gab unter anderem einen ‚Begattungsraum‘ von 5x10m, in den denen Frauen und Männer gesperrt wurden und nach 2 Wochen wurden sie wieder getrennt. Die Frauen schwanger und die Männer bekamen neue Frauen zum begatten. Sogenannte Pferdesklaven - starke, junge, muskulöse Männer. Es gab extra Zellen für all die anderen Frauen und Männer, Kinder wurden von den Eltern getrennt und Jungfrauen wurden extra gehalten. Die Jungfrauen waren etwas ganz besonderes, weil sie ‚ausgewählt‘ wurden. Während des 17. Und 18 Jhdt. durften Handelsangestellte, Beamte und Militärs ihre Ehepartner nicht mit in den Senegal bringen. Die sogenannten ‚Signares‘ zeichneten sich durch große Treue aus und dadurch das sie ihre Männer sehr umgarnten, diese Beziehungen wurden gefestigt durch die Heirat nach Art des Landes und entstand aus diesen Beziehungen auf Zeit ein Kind, so erhielten sie das Recht, dem Kind den Namen des Vaters zu geben. So entstand, über viele, viele Jahre eine Mulatten-Gesellschaft, die sich auch, so traurig das klingen mag, aktiv am Handel mit den Sklaven beteiligte. Privilegiert durch ihre Kakaofarbene Haut, also mehr Wert als der ‚gemeine‘ Schwarzafrikaner, aber natürlich niemals zum Weißen erhoben… Das sollte reichen unserer vorab erlesenes Wissen an den Mann (Frau) zu bringen. 

das Sklavendenkmal
historische Gebäude




Insel Goree von oben
Wasser und Strom (Diesel), sind die elementaren Probleme der Segler. Deshalb haben wir Mustafa beauftragt 200 Liter Wasser und 140 Liter Diesel zu besorgen, was auch prima geklappt hat und wir sind, dies bezüglich, 

gemeinsam bekommen wir die Tanks voll
und Inge sorgt dafür das sie wieder leer sind

gut gerüstet für die geplante Überfahrt in Richtung Sine-Saloum-Delta. Aber dafür zeigen sich andere Probleme, ursprünglich wollten wir nach einem Monat Senegal (das ist die Aufenthaltszeit die wir automatisch für Hembadoo vom Zoll zugebilligt bekommen haben) weiter nach Gambia segeln. Aber mit Gambia ist es im Moment etwas kritisch. In Banjul, der Hauptstadt, werden zur Zeit Barrikaden errichtet, weil der Wahlverlierer (ein Diktator) das Wahlergebnis (vom 1.12.2016) nicht anerkennen will und er deshalb den Aufstand probt. Für uns bedeutet das, eine Verlängerung der Zollgenehmigung muss beantragt werden. Mit dieser Bürokratie (und alles in französisch) sind wir etwas überfordert. Der Leiter des CVD bietet uns an, den Antrag für uns zu zu Stellen. Da das aber erst eine Woche vor Ablauf der Zeit geht, will er uns die Genehmigung per E-Mail zusenden. Wir händigen ihm die Gebühr von 150000 CFA (235 Euro – das ist hier ein Vermögen) vorab aus und hoffen, das alles sein Gang geht. Morgen, am 17.12.2016, verlassen wir, bei hoffentlich gleichmäßigen, achterlichen Winden, um 8.00 Uhr den CVD-Segelclub in Dakar. Es war eine spannende, aufregende, aber auch fremde und sehr eigene Zeit. Zwischen staunen, Menschenmassen und historischen Erkenntnissen ist der Dreck allgegenwärtig. Die Afrikaner haben nun mal ein anderes Verhältnis zu Müll und allem was dazu gehört und man muss tunlichst an sich arbeiten und das Geruchsempfinden blockieren! 
selbst die kleinste Oase ist vermüllt
ein schöner Strand aber auch extrem vermüllt
ohne Worte


alles anschauen und gute Laune haben


Trotz ganz unterschiedlicher Gefühle sind wir froh, dass wir hier waren und uns diese Verhältnisse angeschaut haben. Aber jetzt freuen wir uns auf die ursprüngliche Natur von Westafrika.
Sollten wir in den nächsten Tagen kein Internet haben dann wünschen wir all unseren Lesern frohe Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.