Dienstag, 28. Februar 2017

Sine-Saloum, ein Paradies


Dieses Gebiet ist eine stark von den beiden Flüssen Sine und Saloum geprägte Wasserlandschaft mit zahlreichen kleinen Inselchen, die von einem labyrinthartigen Gewirr von Bolongs (Flussarme) umgeben sind. Die Flussarme sind mit dichten Mangroven und Schilf bewachsen, das Mündungsdelta ist ein belebtes Vogelreservat. Unzählige Wasservögel, wie z.B. Störche, Fischadler, Reiher, Pelikane und Möwen leben hier, ein großer Teil der Küstenregion ist Naturschutzgebiet. Wir wollten, anders als die meisten anderen Schiffe, nicht an der afrikanischen Küste entlang segeln um unser nächstes Ziel, Gambia, zu erreichen, sondern über die Flüsse Saloum, Sangako und Bandiala.
unsere Route im Überblick
Das war ein etwas gewagtes Unterfangen, denn die Flüsse sind miserabel und unzuverlässig kartografiert, an vielen Stellen sind wandernde Untiefen und das ganze Gebiet ist von Menschen so gut wie nicht besiedelt. Man ist völlig auf sich selbst gestellt und muss, wenn man auf Grund läuft, die Nerven behalten. Auch elektronische Navigationshilfen sind für dieses Areal zu ungenau. Wenn wir manchmal in einen Flussarm einfahren wollten, zeigte der Computer an, dass wir uns längst auf Land befinden würden. Wir beschlossen, uns, wie beim ersten mal, völlig auf Google Earth zu verlassen und wieder montierte ich die Halterung für das Windows-Tablett über den Kartenplotter (schon in Dakar haben wir an die 100 kap Dateien aus Google Earth und für OpenCPN angefertigt), und wir lagen mit dieser Entscheidung Gold richtig. So und jetzt der Reihe nach. Die Einfahrt in den Saloum und die Fahrt bis zu unserem ersten Ankerplatz, in der Nähe von Mar Lodj, waren kein Problem, denn wir fuhren genau auf der aufgezeichneten Linie vom letzten mal, wo wir weiter nach Dangane gefahren sind. 

endlich wider ein schöner Ankerplatz
mit der dazugehörigen Abendstimmung
Am nächsten Morgen ging es erst mal weiter den Fluss Saloum hinauf. Der Fluss ist breit und ausreichend tief, so dass die Fahrt bis zum Abzweig in den Sangako kein Problem darstellte. Allein die Fischernetze die quer fast über den gesamten Fluss gelegt wurden waren etwas nervig und erforderten die volle Aufmerksamkeit. An dem einen Ende, befindet sich ein kleines Fähnchen das man kaum erkennt und am anderen Ende, in Ufernähe, ist eine Pirogge auf der ein Fischer mit einer roten Flagge wild winkt. Nicht auszudenken, würden wir uns ein solches Netz in den Propeller einfangen und dann manövrierunfähig im Fluss treiben. Aber glücklicherweise ist alles gut gegangen und wir kommen gegen Mittag an den Abzweig an. Die weitere Fahrt ist wegen zahlreicher, sich ausbreitender Untiefen schwierig. Wir haben sie bei ansteigendem Wasser und mit einem konzentrierten beobachte des Tiefenmessers vorgenommen.
ojeh überall Sandbänke
Ab hier wird es stetig einsamer. Boote, die mehr als zwei Meter Tiefgang haben sollten sehr vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl fahren. Wenn man wirklich einmal stecken bleibt muss man Nerven bewahren, denn der Schlamm ist weich und schlüpfrig. Der Fluss mit wunderschön bewachsenen Uferzonen. Mangroven in bizarren Formen und zwischen durch immer wieder die riesigen Baobab-Bäume fesseln die Blicke, wir fühlten uns verwunschen wie in einem Zaubermärchen. Alles hier liegt so isoliert vom Fortschritt, dass man das Gefühl hat, die Zeit ist hier Jahrhunderte lang stehen geblieben. Wir ankerten jeden Tag, abgeschnitten von aller Zivilisation, in herrlicher Mangrovenlandschaft der Bolongs. In der ersten Nacht, konnte man, an den geschützten Ankerplätzen, die vollkommene Stille fast nicht aushalten, und ist Anfangs ständig aufgewacht. Kein einziges Geräusch, das nicht in diese Natur gehörte, störte die sternenklaren Nächte. Es war nur das Zirpen der Grillen und das Plätschern des dahin fließenden Wassers zu hören.
die Stimmung am Ankerplatz ist unschlagbar
das Wasser ist wie ein riesiger Spiegel
man kann sich gar nicht satt sehen
was haben wir da geangelt?
Die Einfahrt in den River Bandiala ist ebenfalls etwas kompliziert, denn sie ist verhältnismäßig eng. Man darf den Tiefenmesser nicht aus den Augen lassen! Und dann war die Sensation Perfekt, Flussdelphine, eine ganze Herde begleitete uns. Sie waren wesentlich scheuer als ihre Kollegen im Meer und hielten respektvoll Abstand. Das Fotografieren war mit unserer bescheidenen Ausrüstung nicht einfach. Bis jetzt haben wir es geschafft ohne festzusitzen den Fluss zu befahren (wir haben 1,90m Tiefgang). Um die nächste Kurve befindet sich das Dorf Toubacounta und wir fahren jetzt bei Hochwasser. Wir dachten die paar Meter bis zum Ankerplatz wird es keine Probleme geben. Falsch gedacht - die Konzentration hat nur einen Moment nachgelassen und schwuppdiwupp, schon haben wir festgesessen. Dadurch das das Wasser schon wieder zu sinken begann mussten wir nach vielen vergeblichen versuchen uns zu befreien einsehen, das wir vor dem nächsten Hochwasser in der Nacht um eins, nicht freikommen würden. Beim Wasser-Tiefststand hatten wir eine Schräglage von 27 Grad und jede Bewegung auf dem Schiff wurde zur Herausforderung.
Claudia und Fabrice wollen helfen
viele Zuschauer
wir waren die Sensation
die Gelegenheit zur Kontrolle nutzen
nur gut das es weich liegt
und nicht zulange
Viele Fischer und Ausflugs- Piroggen kamen um uns zu helfen, oder nur zu schauen, aber bei 19 Tonnen ist mit einer kleinen Pirogge nichts zu machen. Jedenfalls waren wir in Toubacounta das Gesprächsthema und fast jeder kannte uns, was uns später bei der Kontaktaufnahme sehr hilfreich war. Wir haben natürlich die Gelegenheit genutzt um Rumpf, Ruder und Propeller zu Inspizieren und noch ein paar Reinigungsarbeiten durchzuführen. Wie vermutet sind wir in der Nacht nach mehreren Versuchen freigekommen. Wir haben dann mitten in der Fahrrinne bei 8 m Tiefe geankert. Nach einer kurzen Nacht, sobald es hell geworden ist, fuhren wir auf den Ankerplatz, vor einem schicken Hotel, der Lodge Keur Saloum, dessen Anlegesteg wir benutzen durften.
gleich neben Fabrice am Anker
so ein Steg hatten wir lange nicht mehr
groß und breit wie eine Straße
Als die ersten Fischer und Touristen zum Fluss gekommen sind, präsentierten wir uns ein bisschen Stolz und in voller Pracht vor Anker. Als wir aufgesessen haben, versuchte uns ein französisches Segler-Paar, Claudia und Fabrice, uns mit dem Schlauchboot zu helfen, was natürlich nicht gelang. Aber wir „verstanden“ uns auf Anhieb gut und sie begleiteten uns gleich am ersten Tag ins Dorf, um uns den kleinen Markt und andere Einkaufsmöglichkeiten zu zeigen. Am Ende sind wir dann in eine kleine Lodge, die von einem Holländer (der in Kongo geboren wurde und dort auch lange lebte) geführt wurde, und haben uns jeder zwei große, eiskalte Bier gegönnt.
nach dem ganzen Theater tut das gut
wer brauch da schon französisch
Fabrice, organisierte für den nächsten Tag eine Jeep-Tour, zu einem der größten Westafrikanischen Märkte nach Touba Mourid.
der Eigentümer der Lodge bietet uns die Fahrt zum Markt an
Schon allein die Autofahrt, vorbei am Affenwald, durch die Savanne und durch viele winzige ursprüngliche Dörfer, war ein absolutes Abenteuer. Bei der zum Teil rasanten Fahrweise mussten wir uns ordentlich festklammern. Interessant war auch wie viele, vor allem Frauen (bei der sengenden Hitze) zu Fuß mit großen Lasten auf dem Kopf oder mit dem Esel-Karren unterwegs waren.
so sieht die Fahrt mit dem Buschtaxi aus
alle wollen zum Markt
ob mit Esel-Karren oder zu Fuß
hier kann man erahnen was zur Regenzeit los ist
Durch Abertausende Jahre ging Afrika zu Fuß. Hier kannte man das Rad nicht, konnte sich dessen Vorzüge nicht zu eigen machen. Die Menschen gingen zu Fuß, sie wanderten und was sie tragen mussten, das schleppten sie auf dem Rücken, auf den Schultern und in den meisten Fällen auf dem Kopf. Ganze Fabriken, Städte und Spitäler wurden in ihre Bestandteile zerlegt, und auf dem Kopf ins Innere von Afrika befördert, wo sie später wieder aufgebaut wurden. Bei den jungen Frauen mit ihren klein Kind (eine Frau ohne Kinder ist ein seltener Anblick), können wir eine Szene voller Anmut beobachten. Zuerst schwingt die Frau den schlafenden Säugling auf den Rücken, der klammert sich Instinktiv fest und mit einem Baumwolltuch wird er festgebunden. Dann kniet sie nieder und hebt ihren unerlässlichen Topf voll Essen oder anderen Waren auf den Kopf. Sie richtet sich auf und macht mit dem Körper eine Bewegung wie eine Seiltänzerin: Sie balanciert und erlangt so das Gleichgewicht. Wir können nur Staunen.
Inge am Start
Am Markt angekommen machten wir erst einmal große Augen. Massenhaft Leute, Unmengen zu verkaufender Wahre und in den schmalen Hauptgängen bewegen sich noch unzählige Eselskarren. Wir stürzten uns umringt von einer Schar Kinder in das Getümmel. Angst vor Körperkontakt darf man dabei nicht haben. Unsere Rucksäcke füllten wir mit allerlei Gemüse und Nüsse. Ingrid war mittlerweile ein richtiger Verhandlungsprofi und es machte ihr richtig Spass. Wir reizten die Verhandlungen aber nicht bis zum letzten aus denn es war uns schon klar das die, meistens Frauen, jeden Cent zum leben benötigen. 

Markt 1
Fleisch für die Küche der Lodge
Markt 2
Markt 3
Markt 4
Markt 5
Platzangst darf man hier nicht haben
Markt 6
was soll man davon halten?, die Mangroven werden massenhaft abgeholzt
und immer wider Erdnüsse
Obwohl unsere kleine Gruppe, die einzigen Weißen, unter den Hunderten Einheimischen waren, wurden wir nicht als Fremde wahrgenommen (außer die Kinder). Unterwegs zum Auto sind wir schnell wieder von einer Horde Kinder umringt, wir spendierten ihnen unsere kalte mit Wasser verdünnte Fanta, na was für eine Freude bei den Kindern über den Jagderfolg. Das Getränk wurde gerecht aufgeteilt. 

fast immer wird man von Kinder umringt
egal wo man sich befindet
wenn einem solche Augen anschauen kann man nur schwer Nein sagen
Eine Voraussetzung für ein Überleben der Gruppe ist eben, dass ich alles, was ich besitze, bis zum Letzten teile. Das lernen schon die Kleinsten. Nach dem wir wider in der Lodge gelandet sind musten wir erst einmal den Staub mit einem eiskalten Bier herrunterspülen.
Safari beendet, Bier schmeckt
das Essen war super Lecker
Rettungsaktion, Ziege hat sich im Netz verfangen
am Steg gab es noch Besuch von einer Horde Affen
aber die waren doch recht scheu
Bei dem Eigentümer der Lodge revangierten wir uns für die Fahrt zum Markt indem wir ein wohlschmeckendes Fischgericht bestellten. Nach Toubacounta kommt man schnell wieder in ländliche Gebiete. 

und weiter geht es auf dem Fluss
und immer wieder Abstecher in die Mangroven
oder auf kleine Inseln
große Berge mit Austernschalen
wer hier wohl wohnt?
der ganze Baobab ist voll mit den Nestern
Das Dörfchen Sipa ist ein attraktives Plätzchen zum Anhalten. Das Dorf ist noch völlig Ursprünglich und dessen Bewohner sind sehr freundlich. Auch die Umgebung ist eine Augenweide. Wenn es nicht so knister Trocken wäre könnte man sich wie im Dschungel fühlen.
das ist kein Museum
das ist ein ganz normales Dorf
Sipo 1
Sipo 2
Sipo 3
Wasser hoch holen ist Schwerstarbeit
am Brunnen wird auch die Wäsche gewaschen
auch das Vieh wird hier versorgt
der ganz kleine bei 36 °C im Ski-Anzug?
neues Schilf für Zaun und Dach
Freiluftwerkstatt für Gehege-Zaun
die große Schüssel ist voll mit Wasser
richtiger Wald, wie schön
hier möchte man gar nicht mehr weg
Wald 1
Wald 2
Wald 3
ich bleib hier
die Bewohner sind freundlich
und das Wasser ist Kristallklar
die Zukunft liegt am Strand, es wird eine Wasserleitung gebaut
Unsere verbrachte Zeit im Sine-Saloum-Gebiet geht nun zu Ende und gehört auf jeden Fall zu den Highlights unserer Afrikatour. Am Ende des River Bandiala ist Gambia mit seiner Hauptstadt Banjul nicht mehr weit. Die Ausfahrt aus dem Fluss, muss wegen geringer Wassertiefen, bei ruhigem Wetter stattfinden, um nicht durch den Atlantikschwell Probleme zu bekommen. Wir sind schon früh in der Morgendämmerung losgefahren um wieder die ansteigender Tide zu nutzen.

Alles Weitere im nächsten Bericht.

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