Samstag, 25. März 2017

Der Gambia River

So nun ist es soweit wir fahren in die riesige Mündung des Gambia River. Mit genügend Abstand zum Ufer lässt sich die Landschaft mit der Ostsee, mit dem Greifswalder Boden bei Rügen zu vergleichen. Wir sind also in Westafrika und denken an Daheim, unser ‚altes‘ Segelrevier und natürlich auch an die Menschen dort. Nur die Wasser- und Lufttemperaturen zeigen uns, wir sind in Afrika: 32° Grad. Große, pechschwarze Flussdelphine begleiten unseren Weg. Die Flussdelphine sind jeden Tag bei uns und wir fühlen uns nicht mehr allein. 
unsere täglichen Begleiter
sie haben sogar das Schiff weg gedrückt
Wenn wir Wind gehabt hätten könnten wir auch segeln, da die Mündung des Rivers ca. 13km weit ist, aber leider war es so gut wie Windstill und das blieb auch die ganzen Tage so. Am späten Nachmittag fällt der Anker vor James Island.
ein romantischer Abend vor James Island
Das ist ein historischer Ort, der eine wichtige Bedeutung im Sklavenhandel hatte. Das hier am Ufer gelegene Dorf, Juffure, sparen wir uns weil es ein Wallfahrtsort für alle möglichen Touristen ist, trotzdem möchte ich erwähnen, dass dieser Ort deswegen einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie die Ille Goree bei Dakar hat, weil der uns allen Bekannte: Mandingo-Junge, Kunta Kinte, im 18Jh. von hier verschleppt worden ist. Man erinnere sich an die Serie ‚Roots‘ die in den 70er Jahren ausgestrahlt wurde, soll ja alles auf Tatsachen beruhen, aber irgendwie möchten wir nicht durch ein Dorf laufen, wo alle entfernte Verwandte von Kunta sind. Wir besuchen, am nächsten Tag, lieber alleine James Island, bevor die Touristen mit Piroggen zur Insel gebracht werden.
auf zur Entdeckungstour
die geheimnisvolle Insel kommt immer näher
so lagen vor 500 Jahren die Sklavenschiffe vor der Insel
kurz für Orientierung sorgen und los geht es
Die Insel selbst ist ein recht bizarrer Ort. Sie ist nur 200 Meter breit und liegt mitten im Gambia Fluss. Auf ihr befinden sich die Überreste eines Forts, das zur Verteidigung des Handels im Fluss und des Sklavenhandels genutzt wurde. Die über 500-jährige Geschichte und den Zerfall in den letzten 200 Jahren als das Fort aufgegeben wurde, sieht man der Insel deutlich an. Bis zur Abschaffung des Sklavenhandels wurden hier die Sklaven vor der Verschiffung in die Neue Welt gesammelt. Ein denkwürdiger Ort von dem nur noch ein paar Mauern übrig sind. Es gefiel uns sehr, zwischen den alten Mauern herumzulaufen und die sichtbaren Räume zu erkunden. Es gab auch eine Art Verlies, zu dem eine kleine dunkle Treppe hinab führte. Die ersten Piroggen mit Touristen kommen an und es wird Zeit das wir uns zu unserem Schiff begeben und den Anker lichten.
an Kanonen ist kein Mangel
kreuz und quer durch die Ruinen
und durch dunkle Gänge
wer wird hier versenkt
so sehen zufriedene Segler aus
die ersten Touristen kommen
es ist Zeit für die Rückfahrt
Bei der täglichen Planung unserer Flussfahrt mussten wir die Gezeiten berücksichtigen. Flussaufwärts konnten wir uns täglich etwa 6 ½ bis 7 Stunden mit der Strömung treiben lassen und dabei Motoren (segeln war mangels Wind nicht möglich). Im Flusslauf war besondere Achtsamkeit auf flache Wasserläufe, Fischernetze und auch schon mal auf ein Wrack erforderlich. Nach Kippen der Strömung fiel dann der Anker bis zur nächsten Tide flussaufwärts am nächsten Tag. In der Region, in der wir derzeit unterwegs sind, sind andere Yachten Mangelware – derzeit sind wir die einzigen im Fluss. Am Nachmittag, nach dem der Anker gefallen war, machen wir mit dem Schlauchboot eine Tour in die Seitenarme des Gambia River und sehen viele Vögel - Ibise, graue und weiße Reiher, einen riesigen Reiher mit grauen Flügeln und rotem Hals und beeindruckend große Pelikane, wunderschön.Langsam steigen die Temperaturen, das wird doch nicht noch mehr werden??? Wir fuhren um Devils Point herum bis zur Fähre. Oh je, das ist hier eine einzige Großbaustelle. Eine europäische Firma baut hier eine Brücke. Das einrammen der riesigen Rohre in den Flussgrund ist definitiv kein Naturerlebnis. Wir steigen trotzdem ins Schlauchboot und fahren zum Anleger, kurzer Lage Check. Ist das Schlauchboot hier sicher, Fähr-Verkehr, viele Menschen. Gambia hat hier seine schmalste Stelle und viele Senegalesen ziehen hier durch Gambia, Polizeipräsenz mit Militär gemischt ist hier normal. Die Menschen, die uns begrüßen versuchen uns zu ihren Platz zu locken, jeder will was, verkaufen. Wir beschlossen, hier nicht an Land zu gehen um nach Farafeni zur Immigration zu fahren (Aufenthaltsverlängerung, Stempel im Pass). 

die Brücke wird ein Segen für viele sein
aber nicht für alle
Also zurück zu Hembadoo, Anker hoch und ein Stück zurück zum Dorf Balingo, wie sich dann herausstellte war das die richtige Entscheidung. Es dauert nicht lange bis die ersten “Toubab”- rufenden Kinder auftauchen. Wir machen uns “landfein”, am Ufer winkten, hilfsbereite, freundliche Menschen, wahrscheinlich Fischer. Der erste der uns heranwinkte und uns klar machte das es ein guter Anlegeplatz sei (Mister Jankuba) wurde auch unserer ständiger Begleiter und Ansprechpartner er war auch so etwas wie das Dorfoberhaupt, was für ein Glücksfall. Sofort zogen wir gemeinsam los um eine erste Besichtigung des Dorfes vorzunehmen. Der Weg war schmal, sandig und führte uns an einzelnen schilfgedeckten Lehmhütten vorbei – es gefällt uns echt gut. Rechts und links von uns sehen wir immer wider Gemüsegärten zur Eigenversorgung und um etwas auf dem Markt zu verkaufen. Jetzt in der Trockenzeit ist es eine Riesen Leistung von den Frauen die Gärten zu bewässern. 

immer wider kleine Gemüsegärten
die Bewässerung ist ein Knochen-Job
 Der Weg führte an ein uralten Kapokbaum vorbei, er ist riesig und hat gigantischen Wurzeln. Der Kapokbaum ist ein mächtiger Baum, der eine Wuchshöhen bis zu 75 Meter erreicht. Er ist einer der größten Bäume des in der tropischen Region. Der Stamm ist grün und wird im Alter von Brettwurzeln gestützt. 
einfach nur gigantisch
und irgendwie majestätisch
In seiner Jugendzeit ist er dicht bedeckt mit spitzen, kegelförmigen Stacheln. Die Samen des Kapokbaums werden aufgrund ihres hohen Anteils an fettem Öl (bis zu 25 %) regional für die Herstellung von Seife oder Speiseöl verwendet. Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung kommt Kapok auch bei der Wundversorgung zum Einsatz. Ein weiterer wichtiger Rohstoff ist die Hohlfaser. Sie wird aus den langen Fasern der Kapokfrüchte des Baumes gewonnen. Die Kapokfaser selbst ist glatt, hat eine dünne Zellwand und ist transparent mit einem großen Volumen. Die durchschnittliche Länge der Faser beträgt 19 mm. Wegen des Lufteinschlusses von 80 % gilt die Kapokfaser nach Pappelflaum als leichteste natürliche hohle Textilfaser der Welt. Die Fasern haben eine sehr hohe Tragfähigkeit im Wasser (bis zum 30-fachen des Eigengewichts). Kapok wurde lange Zeit bei der Herstellung von Schwimmwesten und Rettungsringen verwendet, wegen der hohen Tragfähigkeit im Wasser.

So brachte das Bekleidungsunternehmen Helly Hansen 1932 die erste Kapok-Schwimmweste auf den Markt und wurde nach eigenen Aussagen zum Pionier für Sicherheitsausrüstung auf See. Auch heute noch schwören Segler auf bequeme Kapokkissen, die im Notfall auch als Schwimmhilfe dienen können. Im Dorf an gekommen rollt die Lawine. 
unsere Ankunft im Dorf
viele Frauen
und nochmehr Kinder
Aus allen Ecken des Dorfes kommen sie, Mandinka-Kinder aller Altersklassen, Frauen super schick gekleidet mit und ohne Kinder auf den Rücken. Die Frauen versammelten sich auf dem Dorfplatz und trommelten und tanzten. Wir fühlten uns wie mitten in einer Voodoo-Zeremonie. Jankuba sagte uns mit einen Augenzwinkern die Feier ist nur zu unserer Begrüßung. 



Wir waren völlig durcheinander. Ingrid wurde sofort in den Kreis der tanzenden Frauen gezogen und ich musste den Platz verlassen und mich ein Stück weiter zu den Männern gesellen. Dort erfuhr ich dann auch das das ganze mit der Geburt (oder etwas Ähnliches – Mandinka-Sprachprobleme!) zu tun hatte. Ich war ein bisschen erleichtert. Ingrid war gar nicht mehr zu sehen, Sie ist voller Begeisterung in die Frauen-Menge eingetaucht. Nach einer geraumen Zeit sind wir dann weitergezogen. Jankuba hatte uns noch viel zu zeigen. Die ganze Zeit wurden wir von einer Schar Kinder begleitet. Sie testeten ständig ob wir vielleicht noch eine Hand oder ein Finger für weitere kleine, klebrige Afrikaner Hände frei hätten, aber unsere Hände waren schon mehrfach besetzt. Wir haben den Eindruck, dass jeder mal anfassen und testen will, ob wir abfärben oder nicht, zumindest macht es richtig was her, wenn man so einen weißen Finger erwischt hat und die anderen nicht, und je klebriger die Pfoten, umso anhänglicher sind deren Besitzer.
unsere Karavane
die Faxenmacher
Wenn Kinder weiße Menschen sehen, rufen sie „tubab!“ und berühren diese, das bringt Glück, es ist ein gutes Wort für die hellhäutigen Menschen. Wie ein Karnevalsumzug ziehen wir durchs Dorf, vorbei an den Brunnen die von einer Hilfsorganisation verschlossen und mit einer Pumpe versehen wurden (was eine große Erleichterung für die Frauen ist) mit ein Riesen-Gequackel und Gelächter, hin zur Dorfschule mit dem Schulgarten (auf den waren die Kinder besonders Stolz). Denn was gut gedeiht, geht in den Schulspeisungstopf bzw. wird im Dorf verkauft, so dass wieder Schulmaterial gekauft werden kann. Im Schulgarten wachsen Kassava, Zwiebeln, Tomaten, Süßkartoffel, eine Kohlart und dass liebevoll gewässert wird, sieht man sofort.
die Grund-Schule von innen
die Verhaltensregeln
und der Schulgarten
Unter viel Geschrei wird fotografiert, haufenweise Kinder, einzeln und gern auch gruppenweise, mit Faxen Machen oder ganz ernsthaft, und dann unter Gekicher und Gekreische das Ergebnis auf dem Display der Digitalkameras angeguckt. Von der Brunnenpumpe waren wir so begeistert das wir sofort unsere Köpfe runter hielten und tranken, das Wasser schmeckte sehr gut. Beim weiterlaufen schauten wir uns an und fragten uns ob wir völlig verrückt geworden sind einfach Wasser ohne abzukochen aus einem Brunnen zu trinken. Wir warteten den ganzen Tag und Abend auf Magenschmerzen und Durchfall. Aber nichts dergleichen geschah das Wasser war absolut in Ordnung.
der Stolz des Dorfes die Brunnenpumpe
Frauen stampfen in den Mörsern oder tragen große Schüsseln mit Wasser auf dem Kopf und haben trotz der harten Arbeit und der fürchterlichen Hitze immer ein freundliches Lächeln oder ein kecken Spruch auf Lager. Nein, es ist keine Afrikaausstellung in einem Freilicht-Museum. Das ist das ganz normale Leben in Balingho.
der harte Alltag
aber immer gute Laune
und ein kessen Spruch auf den Lippen
Zeitvertreib mit Tieren
Auf diesem Ankerplatz ist für uns die soziale Integration in die Dorfgemeinschaft garantiert. Als wir wieder am Schiff ankamen waren wir vom laufen und von den Eindrücken fix und fertig. Am nächsten Tag lud uns Jankuba ein seine Familie und sein Heim kennen zu lernen was wir natürlich Dankend annahmen. Als erstes stellte er uns seine Frau, seine zweite Frau vor (seine erste lebt in Farafeni die lernen wir auch noch kennen) und sein doch etwas größeres Grundstück mit mehreren Hütten. Mittlerweile waren wir von einer ganzen Frauenschar umringt von jung bis alt und alles waren seine Kinder, Enkel und alle möglichen Verwandtschaftsgrade und auch seine sehr alte Mutter die aber immer noch rüstig daher plapperte.
Jankubas zweite Frau
auf der Terrasse ist es etwas kühler
alles Verwandte
ist das Jankubas Sohn oder Enkel ?
Manche mögen sich wundern das ich immer nur von Frauen schreibe, aber sie prägen das Bild im Dorf. Die Männer sind fast immer unterwegs entweder zum Fischen oder anderweitig etwas Geld verdienen. Jankuba erklärte sich bereit uns nach Farafeni zu begleiten um dort bei der Immigration unsere Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern und auch ordentlich einzukaufen. Am nächsten Tag haben wir Jankuba in seinem schönen, blauen Anzug (im islamistischen Stiel) und seiner schicken Kappe beinah nicht wiedererkannt. So Stadt-fein aufgemotzt hat er ein Taxi gerufen und es ging den auf unbefestigten Wegen durch die Savanne nach den Grenzort Farafeni. Das verlängern der Aufenthaltsgenehmigung erforderte einige Diskussionen (wir hatten noch ein paar Tage Zeit bis zum Ablauf der alten Genehmigung) aber letztendlich haben wir zügig unsere Stempel in den Pass bekommen.
Immigrations Office
Wir gingen über den Markt um reichlich Gemüse und Obst zu kaufen. Hier findet man alles Libanesische Stoffhändler, Viehhändler aus dem Senegal, Frauen aus den umliegenden Dörfern mit ihren Gemüseständen, dazwischen Garküchen, Stände mit Haushaltswaren, Heilmitteln, Schrott oder einfach nur Müll. Mit dem Eselskarren sind wir dann zum „Supermarkt“ gefahren (was hier schon ein Supermarkt ist wäre in Deutschland ein Kiosk).
auf den Esel-Karren
fühlen wir uns wie im 16. Jahrhundert
Bevor wir mit dem Taxi die Rückfahrt antraten machten wir noch ein Umweg um Jankubas erste Frau mit seinen Kindern auf seinen Grundstück zu besuchen. Für uns war das alles schon ziemlich merkwürdig, aber die ganze Familie fühlte sich ganz offensichtlich wohl. Eins muss ich hier noch einmal festhalten, wir waren ja mittlerweile schon in einigen Lehmhütten / Lehmhäusern. Die Einrichtung ist sehr sparsam, meistens ein Bett und eine Leine auf der die Anzieh-Sachen hängen. Aber der entscheidende Vorteil es ist kühl trotz brüllender Hitze draußen (44 Grad im Schatten), wer hätte das gedacht.
Frau Nummer 1 mit Kinder
Wieder in Balingo angekommen haben wir Jankuba ein Beutel voll mit Obst (Bananen, Mandarinen) für seine Kinder und Enkel mitgegeben, pfeifend und singend ist er nach Hause gegangen. Wir hatten Jankuba auch noch gefragt ob er es organisieren kann das wir 150 Liter Trinkwasser von der Brunnenpumpe bekommen können (das das Wasser in Ordnung war hatten wir ja im selbst-Versuch getestet) den der Weg war ja doch ziemlich weit. Am nächsten Tag brachte ich unsere beiden Kanister (30 Liter und 20 Liter) an Land ich dachte Jankuba würde mit ein paar Leute und ein Eselskarren auftauchen, weit gefehlt, er schnallte sich ein Kanister auf sein klappriges Fahrrad und radelte los. Während ich den vollen zu Boot schaffte und in die Tanks füllte, fuhr er los und füllte am Brunnen den nächsten – was für eine Aktion.
Aktion Trinkwasser
ich bringe die lehren Kanister
und Jankuba füllt sie
In der Zwischenzeit hat es sich Ingrid mit ein paar Jungs auf einen alten Einbaum im Schatten gemütlich gemacht. Sie übten mit Ingrid Englisch und ein paar Worte Mandinka (z. B. Kairabee? - alles in Ordnung?, Kairadorong – Ja, alles in Ordnung und so weiter) sie hatten viel Spaß dabei.
heute sind die Kids
die Lehrer
Natürlich haben wir Jankuba für seine Dienstleistungen ordentlich bezahlt, aus deutscher Sicht nicht allzu viel, aber hier war es eine der wenigen Möglichkeiten Bargeld zu verdienen. Jankuba hat sich darüber sehr gefreut und als er mit seinem Sohn vom Fischen zurück kam schenkte er uns gleich mal einen zwei anständigen Fische ( ein Barracuda und ein white Snapper) die uns am Abend gut schmeckten. 
vorher
nachher
Anfangs blies uns aus dem Landesinneren ein warmer, na ja eigentlich heißer, Wind entgegen, es wurde allerdings immer windstiller und damit auch immer heißer. Mittags stieg das Thermometer im Schatten auf 44 Grad und trotz Sonnensegel hatten wir im Schiffsinneren 40 Grad. Ein Versuch den Abend in der Dämmerung draußen zu verbringen ist einmal trotz Moskitonetz fehlgeschlagen. Mit einen Schlag waren tausende ganz winziger Fliegen da und etliche schafften es durch das Moskitonetz. Sie haben uns wie verrückt gebissen. Bei Ingrid kam noch hinzu das sie am Tag von Tsetsefliegen gestochen wurde. Sie reagierte auf all das allergisch und hatte riesige Beulen am Körper wir mussten unsere Bordapotheke aktivieren. Dazu kam noch eine Sorge, wir wussten von der Übertragung der Schlafkrankheit. Bei der Schlafkrankheit handelt es sich um eine durch Tsetsefliegen übertragene Infektionskrankheit mit Parasiten. Sie kommt ausschließlich in Afrika vor und verläuft ohne Therapie in der Regel tödlich. Unsere antibiotischen Salben halfen, Gott sei Dank, sehr gut. Wir schlafen immer schlechter, selbst in der Nacht gehen die Temperaturen nicht mehr wesentlich herunter (die Wassertemperatur beträgt in 1 m Tiefe 32 Grad). Auch die Einheimischen, auf die wir treffen sagen uns, dass es in diesem Jahr sehr heiß ist. Und die Wetterkarte verkündet das es mit jeden Kilometer ostwärts noch heißer wird. Ständig sehen wir riesige Rauchwolken von Buschbränden. Auch hier in Balingho hat es vor kurzen großflächig gebrannt. 


nach dem Busch-Feuer
es brennt fast Täglich
die Vorhersage ist der Wahnsinn bis 47° im Schatten
Da wir nicht mehr die aller jüngsten sind und unsere Gesundheit nicht auf die Probe stellen wollen beschließen wir auf die Hippos, Schimpansen und Krokodile zu verzichten und uns auf den Rückweg in Richtung Atlantik zu begeben.
Am nächsten Tag es ist große Verabschiedung - winke, winke! Wir fahren zurück, was uns allen ein wenig leid tut. Wir verbringen die erste Nacht der Rückfahrt in einem Seitenarm des Gambia Rivers, dem Mandori Creek und lauschen bis spät den Geräuschen der Wildnis, irre viele Vögel, Flussadler vom feinsten und zur Dämmerung, zwar nicht sichtbar, aber hörbar: kreischende Affen.
hier ist es richtig romantisch
Mit jeder Meile zurück wurden die Temperaturen erträglicher. Wir waren doch etwas erstaunt das sich 30°C
so frisch anfühlen können. Da wir durch den Abbruch der Mission Gambia River ein paar Tage Zeit gewonnen haben beschlossen wir in den Oyster Creek zur Denton Bridge (wo sich vor einer Brücke, die den Creek vom Atlantik trennt, gut ankern lässt) zu fahren. Die Einfahrt und der Weg sind für uns ohne Streckenkenntnis und unserer Schiffsgröße schon ziemlich anspruchsvoll. Ein Auge auf dem Tiefenmesser festgenagelt, das andere starrt im Wechsel auf die Uferzone und auf die Google Earth Karten. Ingrid steht auf dem Bug-Ausleger und starrt ins Wasser um den Beginn der Sandbank zu erkennen. Das Steuerrad wird in Höchstgeschwindigkeit nach Backbord und Steuerbord gedreht. Nach einer Weile gewöhnt man sich ans Schielen und Steuern, wir schlängeln uns voran. Gemeinsam haben wir es geschafft und uns kein einziges Mal fest gefahren. Auch hier sind die elektronischen Seekarten nur noch pille-palle. Endlich nach Wochen sehen wir eine zweite Segel Yacht, ein Schwede. 
schmal, flach und extreme Kurven
der Ankerplatz
bei Ebbe ist Austern ernte
Der Ankerplatz ist in der Hauptsache gekennzeichnet von Ausflugs-Piroggen und Angeln mit Touristen. Dazu gesellen sich die Fischer und die Austern-Sammlerinnen. Auf der rechten Seite wurden drei große Fischereischiffe an die Mangroven gefahren und werden erneuert (Werft?). Wie sie die Schiffe hierher bekommen haben ist mir ein Rätsel. Später hat man uns erzählt das mehrere Hilfsboote das Schiff um die Kurven des Creek gedrückt haben. 


die Arbeiter (Rostklopfer) haben Feierabend
die Fischerboote werden Renoviert
Nach unserer ersten Anlandung wurden wir sehr freundlich empfangen. Es ist so eine Art Camp mit kleiner Kneipe, ein kleiner Laden (hier bekommen wir jeden früh frische Baguettes), eine Reparaturwerkstatt für Bootsmotoren, mehrere Stützpunkte für die Angel- und Ausflugs-Guide und alles dicht bei einander. Schon am ersten Tag stellten wir fest das dies ein sehr guter Platz ist um das Schiff für die Atlantiküberquerung vorzubereiten.
einer von den vielen Guides
Einen kleinen Rückschlag hatten wir auf dem Gambia River es verabschiedete sich wider der Regler von der Lichtmaschine. Die Überprüfung der ausgebauten Lima durch den ersten Elektriker war wohl doch nicht so gut. Der Chef des Camps hat immer ein Auge auf uns damit es uns ja gut geht und es uns an nichts Fehlt. Sein Sohn zum Beispiel begleitet Ingrid grundsätzlich zum einkaufen nach Serecunda (er handelt die Taxi- und Marktpreise aus und erspart uns einiges an Geld, das wir dann wiederum im Camp ausgeben können). Er stellte uns auch einen jungen Mann bei (er ist Bootsführer einer großen Ausflugspirogge) der bei der Suche nach ein Autoelektriker bzw. einer Lichtmaschine und bei der Aufladung unserer Telefonkarte von Gamcell behilflich sein sollte. Also rein ins Taxi und los nach Serecunda. Wir sind an etliche große Autowerkstätten vorbeigefahren doch unserer Begleiter hat nur mit dem Kopf geschüttelt. Dann an einer staubigen Seitengasse haben wir angehalten und sind zu Fuß auf einem Hinterhof geladet. Dort stand ein Schrott-LKW und drei junge Kerle nahmen mit Rasierklingen die Kabelbäume auseinander. Ich dachte nur das kann doch wohl nicht war sein das wird doch wider nichts. Doch der eine von ihnen, Sarjo, schnappte sich die Lima baute sie auseinander, überprüfte die Wicklungen (mit ein alten Durchgangsprüfer und mit der 12V Autobatterie) und kam zu der Erkenntnis das die Erreger-Wicklung nicht in Ordnung ist, wahrscheinlich Windungs-Schluss der sich bei hohen Temperaturen noch verstärkte und den Regler himmelte. Nun staunte ich doch, das Ergebnis hätte ich auf den staubigen Platz mit den Hilfsmitteln nicht erwartet. Dann machte er den Vorschlag zur Werkstatt seines Vaters zu fahren denn dort kann er die Lima reparieren. Die Werkstatt war ein kleiner Verschlag mit einem Tresen und einem Regal voller alter Lichtmaschinen. Auf der Straße zerlegten drei junge Kerle die Limas und bauten sie wider zusammen. Mein Vertrauen wurde wiedermal gewaltig auf die Probe gestellt und erst recht als er einen Vorschuss haben wollte weil er einen Regler besorgen musste. Ich machte ihnen noch einmal klar das ich meine Lima repariert haben wollte und zusätzlich eine funktionierende Ersatz-Drehstrom-Lima. Alles wurde verstanden der Preis von ca. 100 Euro für alles incl., Lieferung zum Schiff und Testlauf war okay. Schon am nächsten Tag tauchten alle drei mit zwei Lichtmaschinen im Gepäck auf. Ich habe die erste gleich selber eingebaut (ich hatte da mehr Übung und es ging mit Sicherheit schneller). Motor gestartet – Top Ladestrom alles bestens. Ein bisschen große Augen machte der Junior-Chef-Elektriker als ich ihn den Batteriemonitor und das Display des Hochleistungsreglers mit allen Anzeige-Werten zeigte. Trotz anfänglicher Skepsis waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. 

das "Corpus Delicti" die Lima
der Elektriker Arbeitsplatz
erst einmal Verhandeln
große Freude das alles geklappt hat
hoffentlich müssen sie nicht wiederkommen
Ab jetzt kümmern wir uns nur noch um die Vorbereitung der Atlantiküberquerung (Proviant bunkern, Dieseltanks auffüllen, das Schiffsdeck aufräumen, stehendes und laufendes Gut – am Mast – überprüfen, Tauchen und Unterwasserschiff kontrollieren u.s.w.).
was ist wichtiger die Abkühlung oder die Schlauchbootreinigung
Am 3.April ist es dann so weit, noch einmal mit dem Taxi nach Banjul zur Immigration, um auszuklarieren (Ausreise-Stempel in Pass) und unsere letzten Dalasi verjubeln.
Abschied nehmen, Anker auf, diesmal endgültig winke, winke Gambia und tschüss West Afrika! Und wider zurück in Richtung Banjul noch eine knappe Stunde mit Hilfe des Motors durch die Flussausfahrt Richtung Meer, dann werden die Segel ausgerollt, der “Windpilot” eingekuppelt oder der Autopilot eingeschaltet - die Bücher raus geholt und jeder sucht sich eine Ecke zum Lesen und ab nach Süd Amerika.