Montag, 12. Juni 2017

von Salvador bis zum Abrolhos Archipel


Die Allerheiligen-Bucht 19.05.2017

Jetzt geht es los quer über die Allerheiligen Bucht in Richtung Ilha dos Frades. Vorher müssen wir noch zum Tankschiff und Hembadoo`s Bauch mit Diesel füllen. Es waren ganz ordentliche Wellen und das Anlegen war gar nicht so einfach.
600 Liter tanken dauert
Aber nach dieser Aktion ging es dann wirklich los. Der Wind war gut, so dass wir den größten Teil der 14 Meilen bei schönsten Sonnenschein segeln konnten. Am Ende der Insel haben wir uns mehrfach die Augen gerieben wir konnten weder mit noch ohne Fernglas die Durchfahrt erkennen. Dort befand sich ein Raffinerie-Terminal an dem zwei Tanker lagen. Als wir näher herankamen entzerrte sich das Bild und wir erkannten das reichlich Platz vorhanden war um an den Tankern vorbeizufahren. Wir umrundeten die Insel Ilha do bom Jesus und gingen vor einer kleinen, mit Kokos-Palmen umsäumten Insel und mit einer schicken Hotelanlage, vor Anker. Von unserem Liegeplatz aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf mehrere kleine Inseln und die Ilha dos Frades mit ihren unberührten (Nationalpark) tropischen Wäldern und felsigen Ufern.
Postkartenidylle
für Touristen
aber rundum Natur pur
Der Platz hatte keine nennenswerte Strömung und schön klares 30 Grad warmes Wasser. So war sofort baden angesagt. Wir nutzten auch das sonnige Wetter um alle Luken und Fenster zu öffnen, um das Bootsinnere ordentlich aufzuheizen und zu trocknen. Unser größtes Problem ist die ständig hohe Luftfeuchtigkeit (zwischen 85 und 94 Prozent - ist halt Regenzeit) und damit verbunden die ständig klamme Bettwäsche und Kleidung. Am Abend regnete es auch schon wider in Strömen. So schön dieser Platz auch war haben wir beschlossen die Bucht am nächsten Tag zu verlassen und weiter in Richtung Süden zu segeln. Die Windvorhersage versprach zumindest keinen Gegenwind und das mussten wir nutzen. Wir wissen von anderen Seglern mit welchen Problemen sie sich herumschlangen mussten (gegen den Wind kreuzen – doppelter Weg, dreifache Zeit und die Aufenthaltszeit in Brasilien von 3 Monaten muss unbedingt eingehalten werden). Am Sonntag ging es dann mit Sonnenschein und ordentlichen Wind los. Richtig zu kämpfen hatten wir bei der Ausfahrt aus der Bucht. Da war alles gegen uns, die Atlantikwellen die in die Bucht donnerten und der Gezeitenstrom, wir durften auch kein Meter mehr in Richtung südliches Ufer denn dort brachen sich die Brandungswellen auf den nahen Sand bzw. Felsenbänken (die Brecher waren locker 4 bis 5 m hoch, allein der Anblick sorgte für eine Gänsehaut) Das alles hat mehr Zeit gekostet als wir gedacht haben und deshalb werden wir vermutlich erst in der Nacht in die Baia de Camamu einlaufen. An die ganzen Flachstellen und das im Dunkeln will ich im Moment gar nicht denken. Aber dann erlebten wir ein Segeltag vom allerfeinsten (wenigstens bis zum Nachmittag).
flottes Segeln
Sonnenschein, 15 Knoten Wind, mit Genua und Besansegel fuhren wir 6,5 Knoten, alles war gut. Doch dann kam eine schwarze Wand auf uns zu, schnell refften wir die Segel. Für 10 Minuten ging der Wind auf 30 Knoten und es schüttete wie aus Eimern dann war alles vorbei auch der Wind. Wir hatten nur noch 8 bis 9 Knoten und mussten den Motor mit zur Hilfe nehmen.

Einfahrt in die Baia de Camamu 22.05.2017
Die Bucht vor Camamu liegt gut geschützt. Die Insel Campinho schützt die Bucht vor der Brandung des Atlantiks und fast parallel zum Ozean fließt in deren Rücken der Rio Maraú. Hat man die gut kartografierte Einfahrt mit ihren Riffen, Sandbänken und überspülten Felsen hinter sich, fließt der Rio Maraú gemächlich und ruhig, nimmt Wasser aus vielen Verzweigungen auf und bildet zahlreiche Inselchen und Kanäle, die zum Ankern einladen, so es der Tiefgang des Schiffes zulässt. Wahrscheinlich werden wir jetzt ein paar Tage hier bleiben. Da wir in der Nacht an kamen war unser erster Stopp noch vor der Insel Campinho. Und zwar Barra Grande. Hier ist der Schwell noch deutlich zu spüren. Nach dem Frühstück haben wir gleich das Schlauchboot zu Wasser gelassen und sind an Land gefahren. Genau in dem Moment als wir auf den Strand fuhren erwischte uns eine große Brandungswelle und wir nahmen ein Vollbad.
erst den Schrecken überwinden
und alles trocknen
nach der großen Welle wider Ruhe
Barra Grande ist ein reiner Touristen Ort aber wunderschön. Man hat sich große Mühe gegeben und alles im Einklang mit der Natur gestaltet. Nach einem heftigen Regen sind die Straßen oft unpassierbar. Auch manche Grundstücke stehen in der Regenzeit unter Wasser. Daher werden Häuser auch auf Stelzen gebaut. Fröhlich gingen wir so auf Erkundungstur in dem kleinen Örtchen. Es waren etliche Menschen auf den Straßen und Wegen unterwegs.
der Ort ist wie ein bewohnter Park
nach dem Regen ist vor dem Regen
Am Nachmittag ging es schon weiter. Wir kamen an traumhaften Ankerplätzen vorbei, zwischen saftig grünen Inseln, deren Hügel mit Wald bedeckt und Ufer von Mangroven gesäumt sind. Weiter in Richtung Marau - auf der Höhe von Saquaira sahen wir eine Inselgruppe da konnten wir nicht vorbei fahren, ein Anblick wie die Postkarte von einer Südsee-Insel.

sattes Grün wohin man auch schaut
und die unterschiedlichsten Vogelstimmen

man fühlt sich wie in einer anderen Welt
das ist vorerst unsere Lieblings-Insel
Hembadoo im Paradies
Wir haben auf die Weiterfahrt nach Marau verzichtet und sind lieber hier geblieben. Überall Kokosnüsse. Nur wie daran kommen? Man bindet sich einen Ring um die Füße. Ein Handtuch oder eine Leine. Immer die Fußsohlen gegen den Baum drücken… Der Kletterer umklammert den Stamm mit beiden Armen, dann zieht er die Beine nach… Eine Regel gibt es noch, die man sich unbedingt in den Kopf einhämmern muss, will man den Rest seiner Tage nicht im Rollstuhl vor dem Fernseher verbringen: Niemals, aber auch wirklich niemals, darf man sich am ersten, am untersten Palmwedel festhalten! Er löst sich ohne jede Vorwarnung: Das kann tödlich sein. Wir haben uns mit den herumliegenden Kokosnüssen begnügt und eingesammelt. Den immerhin ist da leckeres Kokos-Wasser drin.
der wird doch nicht hochklettern
um die Kokosnüsse zu pflücken?
nein, er sammelt sie
Ingrid meint: hier gehen wir nicht mehr weg
denn es ist so schön hier
und auch hier
Schweren Herzens trennten wir uns von der schönen Bucht von Camamu. Hier hätten wir problemlos ein Monat verbringen können, doch das ist uns nicht vergönnt und bleibt bloße Träumerei. Wir müssen weiter „Strecke machen“, damit uns der berüchtigte Südwind, der sich im Winter an der brasilianischen Küste um oder ab Rio de Janeiro einstellt, nicht zu arg erwischt. Und da wäre noch die Kleinigkeit von einem dreimonatigen Visum, das uns EU-Europäer knebelt und unserer Termin in Uruguay (unsere Tochter und Enkel kommen zu Besuch). Die sonstigen Vorbereitungen galten eher dem morgigen Tag. Wir verlegten unser Schiff am Vormittag aus dem Rio Maraú nach Campinho. Das liegt näher am Ausgang der Bucht ist aber nicht so schwellig wie Barra Grande. Morgen früh mit Sonnenaufgang geht es los – Ziel Ilhéus. Das sind ca. 65 Meilen von hier aus.

Nach Ilheus 24.05.2017
Früh um drei (ist ja wirklich eine unmögliche Zeit) sind wir dann in Richtung Ilheus los gesegelt und am späten Nachmittag fiel der Anker vor Ilheus. Es war unmöglich dort. Der Schwell kam genau von der Seite und kippelte uns wie verrückt hin und her. Das Schlauchboot haben wir erst gar nicht ins Wasser gelassen denn bei den Wellen verzichteten wir auf ein Landgang (wir haben uns geärgert das wir nicht gleich durchgesegelt sind) Und so ging es gleich am nächsten Morgen wider früh um vier los, aber wenn der Plan aufging würden wir in 2 Tagen und 8 Stunden genau zur Mittagszeit in Caravelas unseren nächsten Schutzhafen ankommen. Wir hätten dann plus/minus sechs Stunden um bei Tageslicht anzukommen. Aber zuerst mussten wir wegen Südwind ordentlich weit in den Atlantik segeln (ca. 40 Meilen bis über die 2000 m Tiefenlinie, dort herrschte Nord-Ost-Wind) und da sich der Wind am zweiten Tag wie vorhergesagt auch in Küstennähe auf Nord-Ost drehte, konnten wir in einem Zug unser Ziel entgegen Segeln. Das Highlight des Tages war natürlich unsere erste Begegnung mit einem Buckel-Wal. Sie erreichen eine Länge von 18 Meter und das Gewicht liegt bei 25 bis 30 Tonnen. Für kurze Zeit streckte der Wal dann seinen Rücken aus dem Wasser mit seinem „Blas“ sorgte er für eine ordentliche Fonthaine ca. 30 Meter von uns entfernt. Demnächst geht es auf die Inseln des Abrolhos Archipel. Dort beginnt die Hochsaison für Wale. Wir hoffen also bald noch mehr davon zu sehen.

Caravelas 28.05.2017
Es ist kaum zu glauben aber Punkt 12 Uhr viel der Anker vor Caravelas. Der Ort liegt tief im Fluß verborgen, ihm vorgelagert sind Riffe, Barren, Inseln und Inselchen. Der Kanal, der die sichere Einfahrt nach Caravelas und zu den anderen Fischerorten an der Festlandseite bildet, ist ein sehr schmaler Durchgang zwischen den nur bei Niedrigwasser tatsächlich sichtbaren Sandbänken. Wir dachten es wird wider eine Nervenaufreibende Geschichte, aber unsere Sorgen waren Unbegründet, denn die Fahrrinne entpuppt sich als Tief und vorbildlich betonnt. Als wir die Biegung nach links in den Fluss nehmen, sehen wir an einer großen, sehr massiv gebauten Betonpier ein Frachtschiff von beachtlichen Ausmaße. (schon vor ein paar Stunden haben wir so eins von weitem gesehen und uns gewundert was ein so großer Frachter in diesen flachen Gewässern will)
Holzverladung am Tag
am Abend

und Früh
Was machen diese Riesen hier, in einer Gegend, die für Nationalparks, Naturschutz, Walbeobachtung und für die Tauchspots auf den vorgelagerten Inseln der Abrolhos bekannt ist?! Wir glaubten unseren Augen und Ohren nicht: Auf diese riesigen Schiffe werden Tonnen um Tonnen Holz verladen, beinahe ununterbrochen Tag und Nacht. Die riesigen Trucks liefern große gerade zugeschnittene Baumstämme an, die dann auf die Schiffe gehievt werden. Wegschauen und ignorieren ist unmöglich. Ist einer dieser hohen Pötte voll beladen, so wartet schon der nächste in der Einfahrt, um den Platz an der Mole einzunehmen. Wir konnten diese unendliche Prozedur bei unseren Vorbeifahrten beobachten. So viel Baumbestand, Tag für Tag auf riesige Frachtschiffe verladen… Ich hätte meinen können, es handelt sich hierbei um das Brasilholz, das Pao Brasileiro, da es mir mit Blick durch das Fernglas so überaus rot erscheint, aber dieser Baum ist beinahe vernichtet worden und so selten, dass er unter Naturschutz steht. Ich kann es aber nicht beschwören. Ganz dicht heranzufahren und zu Fotografieren haben wir uns dann doch nicht getraut – man hört ja so Geschichten. Wo werden die Bäume geschlagen? Wie sehen die Wälder aus, die Tag für Tag diese Menge an Bäumen abgeben müssen? Gibt es einen nachhaltigen Ausgleich für diese Totalvernichtung? Immer wieder in solchen Situation wird uns klar, dass der Mensch zu einem unbelehrbaren Verbraucher geworden ist. Uneinsichtig und unersättlich. Es verwundert nicht, wenn es heißt, dass die brasilianischen Regenwälder nur noch zu 5% ihrer ursprünglichen Fläche bestehen, Tendenz abnehmend! Niemand interessiert sich für diese Entwicklung, weder hier in Brasilien noch bei uns in Europa. Wo ist die Sorge um „die Grüne Lunge der Welt“ geblieben?
linkes Fluß-Ufer
Caravelas in Sicht
Wir ankern zunächst einige Tage flussaufwärts vor der Betonpier des Ortes. Alle Aktivitäten für den Landgang haben wir auf den nächsten Tag verschoben. In der kurzen Zeit konnte man sich nicht an die Nachtwachen gewöhnen und wir fühlten uns wie gerädert. Am nächsten Tag erkundeten wir den kleinen Ort. Das Anlegen mit dem Schlauchboot gestaltet sich schwierig. Scharfe Muscheln besiedeln Zentimeterdick die Säulen und Gezeiten umspülen die Stufen der Mole. Ein Katamaran der Tauchschule liegt dort längsseits und als Päckchen der Katamaran eines Franzosen. Beide Katamarane sind Baustellen und es wird den ganzen Tag gebaut und geschwitzt.(kommt ein irgendwie bekannt vor) Man signalisiert uns freundlich, dass wir dort festmachen dürfen, um an Land zu steigen. So wird dies für die nächsten Tage unser Anlegeplatz.
unser Parkplatz
Den netten Leuten schenken wir später ein paar Dosen Bier. Auch im Ort wird man freundlich empfangen. Dieser Hauptort am Fluss ist nach den Segelschiffen (den Karavellen) der Eroberer von Brasilien benannt. Die Stadt wurde wohlhabend durch den industriell ausgebauten Walfang. Bis man die Walpopulation so stark dezimiert hat, dass sich ein Bejagen nicht mehr lohnte. Es ist ein anderes Brasilien – ohne Gitter und Elektrozäune. Die Fenster stehen offen, es wir nicht abgesperrt. Weit und breit kein bewaffneter Polizist oder ein um sein Eigentum besorgter Tourist zu sehen. Die Kirchen stehen allen Besuchern offen, keiner fürchtet um die goldenen Regalien. Die Einwohner sind den Fremden gegenüber sehr freundlich, offen und hilfsbereit. Sie strahlen auch Ruhe aus und wollen von Hetze und Stress nichts wissen.
alles ruhig es ist keine Saison
alles sauber
und ordentlich
die Kirchen
und Gebäude sind Bunt
selbst der Bordstein ist weiß gestrichen
Zu unserer Freude fanden wir auch ein Kilo-Restaurant mit gutem Essen - Typisch für Brasilien. Jeder schnappt sich einen Teller und geht zum Buffet und schaufelt sich, was er mag aus den zahlreichen ca. 20 Töpfen und Schüsseln mit all den verschiedensten Leckereien auf den Teller. Dann geht’s auf die Waage. Nein nicht wir, der Teller mit Inhalt wird gewogen. Wir (eigentlich Ingrid) sind die Einkaufsstraße mehrmals auf und ab gegangen und lernten alle Geschäfte kennen. Auch ein großen Supermarkt, der richtig gut sortiert ist, gibt es hier und wir konnten unsere Vorräte gut aufstocken.Natürlich gibt es bei uns auch so etwas wie Alltag, da heißt es Wäsche waschen, Essen kochen, den "Haushalt" in Ordnung bringen und experimentelles Brot backen. Eine unserer Silikon-Brotbackformen ist kaputt gegangen da haben wir es mit einer Kuchenform versucht.
große Wäsche
und ganz große Wäsche
ach her je die Brotscheiben werden Keilförmig
Das abenteuerlichste fand in einem Laden statt, wo wir für Ingrid mobiles Internet kaufen wollten. Immer wider erklärte man uns das wir registriert werden müssen. Wir sagten Okay und legten den Pass auf den Tresen. Sie schüttelten den Kopf und wir verstanden nichts. Es viel immer das Wort CPF. Auf dem Boot untersuchten wir die Anmelde-Unterlagen und siehe da vom Zoll in Salvador haben wir diesen Ausweis bekommen. Den Zusammenhang von Zoll und CPF verstehen wir bis heute nicht. Auf jedenfall geht in Brasilien nichts ohne Formular, Stempel und vor allen CPF, der persönlichen Identifikationsnummer. Kein Arztbesuch, aber auch gar nichts geht ohne dieses CPF Ding. Nur mit viel Glück wird ein ausländischer Pass akzeptiert! Caravelas ist auch ein Pilgerort für die Christen. In der Woche unserer Anwesenheit wurde ein Fest zu Ehren von Santo Antonio gefeiert. Allzuviel kann ich dazu nicht sagen denn auf dem Gebiet bin ich ziemlich unwissend. Auf jedenfall war jeden Tag Party und Feuerwerk - sogar früh um 5.00 Uhr das glaubt man kaum.

der Ort ist bunt geschmückt
mit Marschmusik durch den Ort
jeden Tag Feuerwerk
Dann hieß es wie schon so oft, Anker auf und weiter zum nächsten Ziel, den Abrolhos Atoll. Der Wind sollte zwar erst im laufe des Tages in eine für uns günstige Richtung drehen, aber wir hofften den Gegenwind mit Hilfe der Strömung des ablaufenden Wassers ausgleichen zu können. Wir müssen ca. 7 Stunden für die Überfahrt einplanen um 10.00 Uhr haben wir erst Hochwasser und sind deshalb so spät losgefahren. Die Wirkung des ablaufenden Wassers war nicht wie erhofft und der Gegenwind verstärkte sich noch. Am Ende des Kanals waren die Wellen dermaßen heftig, das wir nur sehr langsam voran kamen. Damit war klar vor Einbruch der Dunkelheit würden wir die Inseln nicht erreichen. Wir drehten um und Ankerten rechts in einem ordentlichen Abstand zum Fahrwasser und im Schutz der Mangroven. Der Wind blies bis zum Abend. Gegen früh hat er dann wie vom Wetterbericht für den Vortag versprochen auf Süd gedreht. Jetzt konnten wir die gesamte Strecke bei strahlenden Sonnenschein Segeln. Nach 3 Stunden ging es los eine Gruppe von drei Buckelwalen kreuzte unseren Weg. Und am Horizont sahen wir den „Blas“ von weiteren.

Abrolhos Archipel (Insel Siriba, Redonda und Santa Barbara) 04.06.2017
Der Name Abrolhos leitet sich vermutlich von einem Bordbucheintrag von Amerigo Vespucci her, der wegen der vielen Riffe vermerkt hat: „Quando te aproximares da terra, abre los ojos“ – Öffne die Augen, wenn du dich dem Land näherst. Das war 1503. Wir fahren mit Motor zwischen die Insel Siriba und Redonda und ein Stück vor dem Riff werfen wir Anker. Sofort bekommen wir Besuch von der Nationalpark Station. Die junge Frau händigt uns zwei A4 Seiten mit Verhaltensregeln aus.
immer schön durchlesen
Die Insel Santa Barbara darf nicht ohne Bewilligung betreten werden sie ist militärisches Sperrgebiet und somit können wir nicht den Leuchtturm besichtigen der den Schiffen den Weg in der Dunkelheit weist.
betreten verboten
Die Insel Siriba (ist auch die einzige die man in Begleitung von Ornithologen betreten darf) ist vor allem von weißen Tölpeln bewohnt die nur hier und im Arquipélago Fernando de Noronha (Nordöstlich von Recife ) brüten.
Insel Siriba
Sie legen jeweils zwei Eier. Überleben tut aber in der Regel nur ein Küken. Das Schutzgebiet ist von Petropras dem Ölkonzern Brasiliens finanziert. Auf der gegenüberliegenden Insel Redonda brüten hunderte von Fregattvögeln. Zur Zeit werben die Herren um die Weibchen. Im ersten Moment dachten wir der ganze langgezogene Hang der Insel sei mit roten Luftballons gespickt doch nach genaueren hinschauen erkannten wir das es die werbenden Männchen mit ihren aufgeblasenen Kehlsäcken waren. Irgendwie kommt ein das bekannt vor, die Damen cruisen gemütlich durch die Lüfte und die Herren sitzen mit nem dicken Hals auf einem kahlen Felsen.

die ganze Fläche
ist voller werbender Fregattvögel
das sind super Segler
mit einer Spannweite bis zu 2,5 m
so wird geworben (Bild aus Internet)
Das war der Zeitpunkt wo wir uns zum ersten mal geärgert haben das wir keine gescheite Fotoausrüstung besitzen (das werden wir beim nächsten Deutschlandbesuch ändern, denn auch beim fotografieren der Wale hatten wir nur Probleme). Das zweite große Schauspiel spielt sich unter Wasser ab, die ausgedehnte Riff-Landschaft von Abrolhos. Hier soll sich die Flora und Fauna der Unterwasserwelt seit der Unterschutz-Stellung „etwas“ (laut Reiseführer) erholt haben. Eigentlich wollten wir zwei Tage lang Schnorcheln um uns selbst davon zu überzeugen, doch der Wind blies dermaßen stark das in der Nacht sogar der Ankeralarm los ging weil der Anker slippte. Es war wirklich schade das wir auf das Schnorcheln verzichten mussten. Ganz nebenbei bekamen wir mit das die gelben Bojen keine Absperrung für das Riff sondern Murings waren, wir holten unseren Anker ein und machten an einer der Murings fest, jetzt brauchten wir uns keine Sorgen um den Anker machen. Mit der Riff-Landschaft ist das auch so eine Sache über die keiner richtig reden will. Man will ja keine Tauch-Touristen verprellen. Einige Seemeilen weiter liegt die Flussmündung des Rio Doce, ein seit 2015 von Grund auf verseuchtes Gebiet. Die größte Umweltkatastrophe Brasiliens, wie es heißt: Weiter oberhalb der Flussmündung ist ein Damm gebrochen. Dabei sind rund 50 Millionen Tonnen mit Arsen, Quecksilber, Aluminium und Blei vergifteter Schlamm in den Fluss und damit auch in den Ozean gelangt (siehe Satelliten-Fotos). (Siehe Artikel:  Die Zeit oder tagesschau.de). Wie wurde dadurch die Flora und Fauna der Riff-Landschaft beeinflusst. Es sind einfach keine Infos zu bekommen.
was für eine Schweinerei
und alle wollen sich rausreden
Ein witziger und liebenswürdiger Geselle – eine Meeresschildkröte begrüßte uns jeden Morgen. Wahrscheinlich hatte sie ihre Weide genau unter unserer Boot. Sie war unser Frühstücksfernsehen. Wir hätten uns kaputtlachen können wenn sie auftauchte uns anschaute und einen Strahl Wasser ausspuckte. Das sind die Momente wo wir feststellen das dieser Planet so vieles mehr zu bieten hat.
unsere spezielle Freundin
Früh morgens segeln wir weiter Richtung Süden zur Halbinsel Buzios dem Saint-Tropez Brasiliens. Und schon sehen wir in der Ferne die erste Fontänen der Buckelwale. Die junge Frau von der Naturschutzstation gab uns Hinweise zum Verhalten wenn wir Wale begegnen. Nicht näher als 100 Meter an sie heranfahren. Falls sie uns zu nahe kommen, einfach den Motor anstellen. Seinen Namen hat der Buckelwal erhalten, weil er beim Abtauchen seinen Rücken beugt, also sozusagen "einen Buckel macht". Buckelwale stoßen unter Wasser sehr laute Rufe aus, man sagt: sie singen. Buckelwale gelten als die berühmtesten und besten Sänger unter den Walen. Die Rufe der Buckelwale sind so laut, dass sie unter Wasser über mehrere hundert Kilometer (manche Forscher sagen über mehrere tausend Kilometer) gehört werden. Sie springen mit dem ganzen Körper aus dem Wasser und klatschen mit großem Getöse in die Fluten. Was für ein wunderbares Schauspiel das sich den ganzen Tag so hinzieht. Ihr "Blas" (das Spritzwasser, wenn der Wal ausatmet) ist fast 3 m hoch. Im November ziehen sie mit ihrem Nachwuchs wieder in die Nahrungsreiche kalte Antarktis zurück .
davon bekommt man mit Sicherheit nicht genug
Unsere Versuche anständige Fotos zu machen gelang uns bei dem Seegang nur halb. Wie weiter vorn schon gesagt ein vernünftiger Fotoapparat muss her. Wir genießen das Schauspiel und werden es als schönstes Erlebnis in Erinnerung behalten. Die beste Jahreszeit um Wale zu sehen ist zwischen Juni und November. Ansonsten waren es unsere schönsten drei Segeltage seit langen. Bei gleichmäßigen Wind zwischen 15 und 25 Knoten, Sonnenschein und Sternenhimmel düsten wir mit 6 bis 8 Knoten unseren nächsten Ziel entgegen.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen