Montag, 24. Juli 2017

Ihla Grande bis Uruguay

Vorwort

Eins kann ich schon mal vorab verkünden die folgenden Tage, Wochen werden wir so schnell nicht vergessen. Die letzten Tage von Brasilien werden wir in sehr guter Erinnerung behalten, aber die letzten 100 Meilen der knapp 1000 Meilen langen Überfahrt nach Uruguay werden uns noch lange Magenschmerzen bereiten. Die große zeitliche Lücke bei der Erstellung des Berichtes ist einmal auf eine mangelnde Internetverbindung zurückzuführen. Und in Piriapolis haben wir einige Zeit gebraucht um uns über unsere Situation im klaren zu sein, um unser Schiff zu sichern und um Kontakte zu knüpfen und Hilfe zu organisieren. Doch dazu mehr am Ende.
Ilha Grande
Enseada (Bucht) Aroeira - Pr. Aroeira und Pfa. do Ceu
24.06 – 26.06
Früh um 3 Uhr verabschieden wir uns von Rio, fuhren aus der Bucht heraus, und am Zuckerhut vorbei. Das Lichtermeer ist gewaltig, hoch über der Stadt schwebt weiß beleuchtet die
Christusstatue auf Corcovado. Die Stimmung passt und wir freuen uns auf das sagenhafte Naturerlebnis der Ilha Grande - nur Wind zum Segeln, den gibt es nicht. Die ganze Strecke mussten wir unter Motor fahren. Der Seegang ist beträchtlich, die Brandungswellen die wir Tags zuvor noch an der Copacabana bestaunt haben, haben hier ihren Ursprung und es rutscht und klappert alles im Schiff, was nicht niet- und nagelfest ist. Gut durchgeschüttelt sind wir am Nachmittag angekommen und ankern vor der Urwald Kulisse der Ilha Grande.
Ihla Grande vorraus
es ist eine sehr schöne Insellandschaft
noch ein Stück und der Anker kann fallen
eine Gegend wie aus ein Abenteuerfilm
so ein Ufer gefällt uns
Hier in der Bucht Enseada dos Palma, Aroeira liegt kein anderes Schiff. Am Strand einige kleine Holzbuden, keine Autos, keine Straßen, kein Lärm, nur die Geräusche des Waldes. Ihla Grande liegt westlich von Rio de Janeiro. Sie ist die größte von 800 Inseln und hier beginnt einer der wohl schönsten Küstenabschnitte Brasiliens, die Costa Verde. Breite schneeweiße Strände säumen das Meer und gehen über in steile, mit Regenwald bedeckte zerklüftete Berge. Für uns Segler bieten sich unzählige geschützte Buchten an. Vorgelagert sind große und kleine Inseln, die das Bild abrunden. Tatsächlich sind die hunderte Inseln und Inselchen inmitten von ausgedehnten Untiefen, umringt von hohen Bergen nicht zu jedem Zeitpunkt ein Segen und ein Paradies gewesen. Der Sommer ist hier sehr heiß und regnerisch. Süßwasserbecken können zu Malaria und anderen Plagen beitragen. Mitunter starke, für die Schifffahrt gefährliche Böen fegen die Berghänge herunter, wenn die Winde aus Nordwest kommen. Mangroven, die ursprünglich die hiesigen Küsten säumten, schufen morastige Brutplätze für alles mögliche. Aber all das trägt oder trug gleichwohl auch zur Schönheit dieser Region und seinem Fischreichtum bei. Wegen den relativ starken Schwell der die Nachtruhe etwas stört, suchen wir uns am zweiten Abend einen besser geschützten Platz und verlegen in die Pfa. do Ceu, eine Bucht, die ziemlich vor jedem Wind geschützt wird. Hier halten wir uns zwei Tage auf.

Ilha de Macacos
gegenüber Ilha de Pombas und Pr. De Baixo
27.06 – 28.06
damit man weiß wovon wir reden
Die Bucht an der Ilha de Macacos ist umgrenzt von drei kleinen Inseln. Ankern kann man auf sandigem Grund bis sehr Nahe an das Ufer. Den ersten Tag ankerten wir kurz vor dem steinigen Übergang zur anderen Seite. Das Wasser ist extrem klar, so sehen wir bereits bevor unser Anker fällt, Rochen und Fische unter uns.
wie in ein Aquarium
Wir haben die Bucht für uns alleine und sind mit dem Schlauchboot sofort zum kleinen Strand gefahren. Wir kletterten über große und kleine Steine rüber auf die andere Seite (wo wir am nächsten Tag hin wollen) viel erkennen konnten wir nicht. Unterdessen habe ich die Schnapsidee bekommen den Steilhang zu erklimmen, denn der Urwald schien hier nicht ganz so dicht zu sein. Weiter oben konnte man sogar stellenweise so etwas wie ein Trampelpfad erkennen. Der Bewuchs am Boden und um mir wurde immer dichter. Ich hatte das denkbar schlechteste Schuhwerk an, das man für eine Bergbesteigung und einen Gang durch den Urwald anhaben kann – FlipFlops. Ich überlegte mir was ich wohl mache wenn ich auf eine Schlange trete und sie das nicht so toll findet und beißt. An die riesigen Spinnen die man gelegentlich in Dokus sieht will ich erst gar nicht Denken. All diese Gedanken sorgten dafür das ich sofort kehrt machte. Der Abstieg mit den FlipFlops an den Füßen war ja schon mal überhaupt kein Vergnügen, aber Barfuß war auch keine Option, denn am Hang wuchsen überall Kakteen. Etwas Geschwitzt und mit vielen, neuen Erkenntnissen ist der Abstieg dann doch noch gelungen. 

die Gegend wird immer besser
sofort mit Schlauchboot an Land
das Abenteuer kann beginnen
was soll man den davon halten
die gegenüberliegende Seite
eine Wohltat für das Auge
und wir mittendrin
jetzt wird geklettert
die Vegetation wird dichter
und die Ausblicke wunderschön
egal in welche Richtung
die Bäume haben etwas unwirkliches
eine kleine Lücke im dichten Blätterwald
hier ist so etwas wie ein Trampelpfad
der Blick zu dem Nachbarstrand
wider heil unten angekommen
Als ich Ingrid unser nächstes Vorhaben erläuterte war ihr einziger Kommentar – jetzt spinnst du endgültig. Wir wollten und wir sind mit dem Schlauchboot durch den Steinwall gefahren. Die Strömung war beträchtlich. Durch das klare Wasser konnte man schlecht abschätzen wie tief es war (den Propeller vom kleinen Außenbord-Motor wollte ich mir auch nicht abreißen). Es hat aber alles prima geklappt und wir konnten uns schon mal die andere Seite anschauen. Am nächsten Tag nach dem Frühstück hieß es Anker auf und rüber auf die andere Seite.
kaum zu glauben, aber hier fahren wir mit dem Schlauchboot durch
Es wurde noch einmal Spannend zwischen der kleinen und der großen Insel bewegten wir uns im Schleichgang, denn in der Seekarte waren Steine und Felsen eingezeichnet. Letztendlich landeten wir vor einem Strand, was soll man sagen, wir glaubten, wir haben das Paradies gefunden. Kein Boot, kein Haus kein Mensch nur Strand, Urwald und Meer. Hier machten wir ein ausgedehnten Spaziergang durch den Urwald, versuchten Bananen zu pflücken, fanden mitten im Dschungel eine Kirche und bewegten uns durch gewaltige Bambusheine.

was wird uns in dieser Bucht erwarten?
dieser Strand übertrifft alles bisherige
die Vegetation ist unbeschreiblich
das ist ein Traumstrand
selbst die Affen sind friedlich
Südseekulisse
Robinson lässt grüßen
durch dieses Baumbusdickicht führt kein Weg
anfangs gibt es eine Urwaldstraße
die wird immer schmäler
an die großen Bananen kommt man nicht ran (steiler Abhang)
jetzt wird es wirklich himmlisch
eine Kirche mitten im Urwald?
am liebsten
würde man hier ewig bleiben

Angra dos Reis
28.06.2017
Natürlich schauen wir uns jeden Tag die Wetterkarten an, denn wir wissen das der nächste vor uns liegende Abschnitt nach Süden sehr problematisch sein kann. Wir stellten fest das sich in den nächsten Tagen ein riesiges Hochdruckgebiet aufbaut und wir mehrere Tage mit Nord-Ost Wind rechnen können.
das riesige Hochdruck-Gebiet ist unsere Chance in einem Zug nach Süden zu kommen
Unser Beschluss stand fest, wir werden in Angra dos Reis Ausklarieren und alles für die Weiterreise vorbereiten. Wir ankern vor dem TO-Stützpunkt (Pousada de Alemanne), leider war Klaus Bartels nicht anwesend.
Angra dos Reis in Sicht
der TO-Stützpunkt - leider keiner da
Unsere Besorgungsliste ist schon wieder sehr lang (wann nicht). Deshalb fuhren wir mit dem Schlauchboot zum Schwimmsteg des größten Supermarktes, und kamen wenig später mit gefüllten Rucksäcken und Beuteln zurück und wir schleppen wie die Maultiere (ist wahrscheinlich das Los aller Blauwassersegler). In diesem Einkaufstempel gibt es auch zwei Bootsausrüster aber wir haben uns das Einkaufen verkniffen den die Preise sind extrem. 
das große Einkaufszentrum
mit eigenem Steg
Am nächsten Tag begeben wir uns gebügelt und gestriegelt zu den Behörden. Unserer ursprünglicher Plan war mit dem Schlauchboot bis zum Schwimmsteg des Supermarktes und dann mit dem Bus auf die andere Seite der Bucht zu fahren. Doch dann haben wir es uns anders überlegt und sind gleich mit dem Schlauchboot quer über die Bucht in den kommerziellen Hafen gefahren. Bei der Gelegenheit konnten wir uns ein Bild von der schwimmenden Shelltankstelle machen. Die sah sehr ordentlich aus, mit großen Dieselfiltern und Wasserabscheidern, hier konnten wir getrost die Tanks von Hembadoo füllen. Dann ging es in den Hafen. Doch wo anlegen? Scuna (Ausflugsboote) an Secuna und Fischerboot an Fischerboot reihen sich dicht gedrängt im Hafenbecken. Ganz in der Ecke ist ein Holzsteg an dem wir das Schlauchboot befestigen konnten und ein bequemes ein- und aussteigen war auch möglich. 


der große Hafen
voll gepresst mit Boote aller Art
Der Gang zur Policia Federal war super einfach, sie war gleich in der nächsten Straße. Ruck Zuck hatten wir die Stempel im Pass. Ein paar Schritte weiter war der Zoll. Der Mann war völlig erstaunt das wir in Salvador keine Zollerklärung für das Schiff bekommen haben (wie wir damals auch) und meinte damit gäbe es für ihn nichts zu tun. Er verabschiedete sich lächelnd und schon waren wir unterwegs zur Capitania. Dort wurden wir in ein mit Code-Schloss gesicherten Nebeneingang geführt und zwei Offiziere in schicker Marine Uniform (und bewaffnet) nahmen sich unserer an, erstellten die Papiere und schon war alles erledigt. Da alles sehr schnell erledigt war, konnten wir noch durch das Zentrum schlendern. Geschäft an Geschäft dichtgedrängt soweit das Auge reicht. Es gibt fast nichts was es nicht gibt. Auch ein Kilo-Restaurant mit einem Riesen Angebot und super Schmackhaft haben wir gefunden. Gleich um die Ecke war eine Grillbar hier gab es knusprig, braune Grillhähnchen. Da gab es nur eins einpacken und das Abendbrot war gesichert. Wahrscheinlich lag es daran das wir eine solche Menge Fleisch nicht mehr gewohnt waren (richtig durchgebraten war es), denn die Nacht waren beide Toiletten dauerhaft belegt. Am nächsten Tag sind wir dann, etwas müde, mit Hembadoo zur mobilen Tankstelle und gleich weiter, zurück zur Ilha Grande.

die mobile Tankstelle
macht ein hervorragenden Eindruck
Unser letzter Stopp auf der Ilha Grande sollte in der Saco da Longa sein. Hier liegt ein kleines Fischerdorf, davor liegen einige Fischerboote an Mooringbojen. Inmitten der Bucht lag ein etwas größeres Fischerboot mit laufender Eismaschine. Diese Geräuschkulisse wollten wir uns nicht zumuten und machten sofort kehrt, um in die nächste Bucht, Pta. Do Bambu zu fahren.
zum letzten mal auf Ihla Grande
das schwimmende Restaurant
Hier gab es dann nichts, außer eine kleine schwimmende Gaststätte (die nicht in Betrieb war) und die Geräusche der Natur – wir lassen noch einmal die Seele baumeln.

Parati / Jurumirim
01.07.2017
Parati - Weltkulturerbe und Lieblingsurlaubsziel vieler prominenter Zeitgenossen. Nur zu verständlich, wenn man durch die autofreien Straßen geht, hoch konzentriert auf jeden Schritt, denn alle Wege sind in den vergangenen Jahrhunderten von Sklaven mit Bruchsteinen gelegt worden. Tatsächlich ist das Maultier mit Wagen noch für den Transport von Waren im Einsatz. Das Leben geht seinen Gang, ein wenig gemütlicher. Als wir ankommen regnet es und es ist total diesig (seit langen das erste Mal). Unmengen von Yachten und Ausflugsbooten ankerten in der Bucht über uns flogen ständig Hubschrauber und privat Jets. Dieser Ort wollte uns nicht haben, deshalb wendeten wir auf der Stelle und fuhren in die schmale Bucht Jurumirim. umringt vom Duft des Urwaldes waren wir hier goldrichtig und warteten auf unser Wetterfenster. 

seit langen mal regnerisches Wetter
Wenn am Abend der Regen nachlässt, hört man seltsame Vögel und das Gebrüll von Affen aus den Wäldern. Die Bambushaine knacken unheimlich. An Bord fühlt man sich wohl behütet und sicher. Ein letzter Blick in die pechschwarzen Hänge um uns herum. Wir schließen alle Luken und Schapps und machen es uns auf dem Sofa gemütlich.
Auf nach Uruguay – Probleme, Probleme, Probleme
03.07.2017
Es ist so weit, wir haben den Schutz des Golfes von Angra verlassen, und steuern direkt auf den Hafen von Piriapolis, Uruguay, zu (knapp 1000 Seemeilen). Die Küste zwischen Florianopolis in Brasilien und der Rio Plata Mündung in Uruguay bietet so gut wie keinen Schutz. Es gibt gerade zwei Häfen auf der gesamten Strecke, die wir zum Schutz vielleicht hätten anlaufen können. Der Rest besteht aus flachen Sanddünen ohne Buchten. Davor ist das Wasser so flach, dass man teilweise in 30 Meilen Abstand zur Küstenlinie nur 20 Meter Wassertiefe vorfindet. Das beunruhigste ist aber, dass sich das Wetter sehr schnell und unvorhersehbar ändern kann. Gefürchtet sind die Pamperos, plötzlich hereinbrechende Stürme aus Süd, die bis zu drei Tagen anhalten können. Bei den geringen Wassertiefen baut sich dann sofort eine sehr bedrohliche Welle auf. Und wenn man dann keinen Hafen oder eine Bucht in der Nähe hat, um Schutz zu finden, kann das schon sehr unangenehm werden. Aus diesen Grund und weil wir bessere Windverhältnisse erwarten sind wir weit von der Küste weg gesegelt (ca. 60 – 70 NM). Als wir um das letzte Kap herum sind haben wir uns schon geärgert das wir nicht noch einen Tag gewartet haben. Die Windstärke und die Windrichtung war in Ordnung, aber die Wellen waren der Wahnsinn. Es herrschten immer noch die alten Wellen vom starken Süd – Ost Wind der vergangenen Tage vor. Dazu kommen die neuen Wellen vom jetzigen Nord-Ost Wind das ganze ergibt eine abartige Kreuzsee. Wir kommen uns vor wie in einer Wäscheschleuder. Der Anblick solcher Wellen ist schon was besonderes hat aber auch was Bedrohliches, wenn beide Wellen aufeinander treffen entsteht ein hoher spitzer Wasserberg und oben auf der Spitze spritzt eine Fountaine nach oben. Erst nach zwei Tagen sortierten sich die Wellen in Windrichtung und es wurde etwas komfortabler.
auf gehts, in Richtung Uruguay
die letzte kleine Insel
die Stimmung ist hervorragend
auch wen die Wellen höher werden
denn der Duft von frischen Brot lässt die gute Laune nicht absinken
Zudem bläst, wie vorausgesagt, ein kräftiger NE, allerdings etwas kräftiger als vorausgesagt, und schiebt uns rasant mit 8 bis 9 Knoten (Teilweise 10 Knoten) in Richtung Süden. So rasant, dass nach einer gewissen Zeit eine euphorische Stimmung an Bord aufkommt. Wir vermuten nämlich, dass wir so bereits am Sonntag in Pirapolis einlaufen könnten. Doch plötzlich gab es ein Knall und wir wurden schlagartig langsam wir schauten über das Deck nach vorne, das große Genua-Segel war weg wir konnten es kaum glauben. Es lag neben uns in voller Länge im Wasser. Da es bald Dunkel wurde musste das Segel so schnell wie Möglich aus dem Wasser und an der Reling gesichert werden. Ihr glaubt gar nicht wie schwer es ist ein so großes Segel aus den Wasser zu ziehen. In der Nacht waren wir nur mit dem Großsegel unterwegs. Am nächsten Tag beschlossen wir das ich beim Segeln auf den Großmast steige und eine Leine an die Halterung für die Genua binde um sie so nach unten zu ziehen. Ich war heilfroh als ich wider unten war so ein Geschaukel in 17 Meter Höhe brauch kein Mensch. Am nächsten Tag hat der Wind nachgelassen und wir konnten die Genua wider Hochziehen. 

die Genua muss gesichert werden
das sind die Dinge die einem den Tag vermiesen
mitten auf dem welligen Meer, das brauch keiner
geschafft, wider heil unten
der Wind hat nachgelassen
und wir können die Genua hochziehen
gemeinsam sind wir Stark
Der Gedanke Sonntag in Piriapolis zu sein nahm wider Gestalt an. So rasch wie dieser Gedanke aufkam, so konsequent schläft der Wind ein. Er ist zwar immer noch genügend, um etwas voran zu treiben, aber nicht mehr stark genug für unsere euphorischen Pläne. Deshalb lassen wir den Diesel mitlaufen, um noch halbwegs voran zu kommen. Nach ein paar Stunden vernahmen wir seltsame Geräusche aus den Motorraum. Ein Blick in den selben jagte uns ein ziemlichen Schrecken ein denn aus dem Getriebe (der Öffnung für den Ölpeilstab) lief Wasser, Salzwasser. Es war klar das der Ölkühler kaputt gegangen ist und das Getriebe mit Salzwasser gelaufen ist. Das ist ganz, ganz schlecht für das Getriebe. Die Wetterlage ist günstig und wir haben Zeit. So stellen wir den Motor sofort ab und segeln gemächlich in Richtung Süden. Bis in die Nähe von La Paloma war alles halbwegs in Ordnung dort mussten wir eine Fahrstraße der Großschiffsfahrt queren und es war ordentlich Betrieb in beide Richtungen. Es war wie verhext mitten im Verkehrstrennungsgebiet verlässt uns der Wind endgültig. Zwar senden wir ein AIS-Signal und die großen Schiffe konnten uns sehen, aber wir mussten das Gebiet unbedingt verlassen. Es gab keine andere Lösung als den Motor zu starten und mit dem Wasser gefüllten Getriebe eine halbe Stunde zu fahren. Dann ließen wir uns Treiben und hofften auf Wind. Es kam auch etwas Wind, aus Osten, nicht genug um zu segeln aber genug um mit 2 Knoten auf die Küste zu zutreiben. Jetzt wurde uns ganz Mulmig zu mute. Wir warteten noch ein paar Stunden doch am Wetter änderte sich nichts. Nun müssen wir uns entscheiden. Wenn wir nicht stranden oder irgendwo im nirgendwo Not-Ankern wollen (bei Wetterwechsel womöglich Mayday rufen) müssen wir den Motor starten. Nach einer Stunde Fahrt schräg von der Küste weg gab es ein lautes klappern und wir hatten keinen Vortrieb mehr, alles klar das Getriebe war kaputt. Genau in diesem Moment kam Wind auf. Wir hätten schreien können, warum nicht ein bisschen früher. Zumindest konnten wir jetzt bis Piriapolis weiter segeln. Dort können wir auch in der Nacht bis vor dem Strand segeln und hinter der geschützten Hafenmole ankern. Als wir in der Nacht die ersten Lichter von Piriapolis sahen legte der Wind ordentlich zu (auf 26 Knoten) und kam genau von Land wo wir hin wollten. Zum Kreuzen war nicht viel Platz und wir brauchten 1,5 Stunden um zu der Hafeneinfahrt zu gelangen. Mit dem halben Boot in der Hafeneinfahrt fiel der Anker. Wir mussten in den Hafen geschleppt werden das war Fakt. Da wir mit dem Boot in der Einfahrt liegen das war uns klar (das war ja unsere ABSICHT ) das wir bald Besuch bekommen würden. Keine Stunde später kam die Prefectura Naval (die hiesige Küstenwache). Wir machten ihnen Klar das wir uns ohne Hilfe nicht fortbewegen können. Nachdem sie nochmals kurz weg wahren (wahrscheinlich den Vorgesetzten Konsultiert haben) gingen sie eine halbe Stunde später längsseits und schleppten uns in den Hafen. Eigentlich wollten sie uns zu einem regulären Liegeplatz bringen aber gleich auf den ersten Steg sprangen Leute herum und zeigten das wir Längsseits anlegen sollten, was wir auch taten. Im ersten Moment freuten wir uns, denn längsseits liegen bedeutet bequemes ein und aussteigen. Aber die Freude hielt nicht lange an der Wind nahm zu und presste uns gegen den Beton-Steg. In der Nacht verschärfte sich die Lage unserer großer Fender war geplatzt und wir drohten mit der Scheuerleiste (Oberkante vom Boot) unterhalb des Bootsstegs zu geraten. Da es im Hafen kein Schleppboot oder ähnlichen Service gibt baten wir noch einmal die Prefectura uns zu ein regulären Liegeplatz zu schleppen. Jetzt konnten wir seit Tagen das erste mal eine Nacht durchschlafen. 

mit Bretter versuchen wir ein Unterhaken zu vermeiden
hier kommt man nicht zum Schlafen

alles vorbereitet zum abschleppen

Aber etwas erfreuliches gab es dann doch noch, die Robben. Nach dem sie vom Fischfang in den Hafen zurückkommen versucht jeder ein schönes Plätzchen zum ausruhen zu finden am liebsten auf ein Boot. Es ist kaum zu glauben wie hoch diese großen und schweren Tiere springen können und wie geschickt sei sich auch in die kleinste Lücke zwängen. Obwohl sie so freundlich grinsend daliegen und ab und zu mal mit der Flosse winken sollte man sie nicht streicheln wollen denn spätestens wenn sie Brüllen oder auch nur Gähnen erkennt man ihre gewaltigen Zähne und mit denen möchte man keine Bekanntschaft machen.

die Robben haben garantiert
keine Albträume
auch im Wasser des Hafens
scheinen sie sich wohl zu fühlen
selbst der schmale Balken ist zum schlafen geeignet
alles klar zum Entern
Fortsetzung folgt.