Freitag, 20. Oktober 2017

Interessante Stunden in Uruguay

Es ist nicht immer leicht einen Bericht zu schreiben, wenn man längere Zeit an einem Ort verbringt, denn dann treten sich die Pfade immer mehr aus, soll heißen es kommt eine tägliche Routine zustande mit wenig Abwechslung. Würde man versuchen zu Hause in Deutschland oder wo auch immer, Berichte zu schreiben was du so täglich alles erlebst, obwohl du nur morgens aufstehst, frühstückst, zur Arbeit fährst, abends dann nach Hause kommst, das Abendessen vertilgst und dich dann vor den Fernseher setzt, dann, so kann ich mir vorstellen, dass die Berichte nicht sehr viele Höhepunkte beinhalten. In einer ähnlichen Lage befinden wir uns auch (oder auch nicht). Denn wir sind bereits schon seit zwei Monaten hier in Piriapolis (Uruguay) und eine gewisse tägliche Routine kann man nicht verleugnen.
wenn wir noch viel länger bleiben, werden wir zu Einheimischen und saugen am Mate-Tee
Aber es gibt ja noch ein paar Dinge wo der geneigte Leser auf eine Antwort wartet (z.B. Getriebe, weiterer Reiseplan und noch einiges mehr).
Fangen wir mal mit dem Getriebe an. Der letzte Stand war ja,das das Getriebe vor unseren Landausflug heil und ohne Probleme angekommen ist. Da das Getriebe vor dem Versand in Miami (USA) noch einmal geprüft wurde und alles o.K. war bin ich doch auf den glorreichen Gedanken gekommen das Getriebe alleine einzubauen und ein paar Dollar zu sparen. Was für eine Sch..... Idee. Nachdem ich mehrere Liter Schweiß verloren hatte war das Getriebe nach zwei Tagen eingebaut.

Am dritten Tag sollte der Funktionstest stattfinden, das heißt Motor starten und Gang einlegen. Doch dann gefror das Lächeln im Gesicht – das Getriebe dreht sich nicht, weder vorwärts noch rückwärts. Na da konnte ich mir von allen möglichen Leuten was anhören. Die erste war Ingrid (sie stand ja gleich neben mir) – „jetzt haste das Getriebe kaputt gemacht, Mensch du oller Geizhals was musstest du es alleine einbauen“. Ich wusste aber zu 100 Prozent das ich an diesem Getriebe nichts kaputt machen konnte. Als nächstes haben wir unseren Mechaniker, Diego, aufs Boot geholt. Ich war extrem aufgebracht, denn ich dachte die haben uns ein kaputtes Getriebe angedreht. Diego ist auch das Lachen vergangen ihm war klar das ich mit dem Einbau das vereinbarte Geld halbieren wollte. In dieser aufgeregten Situation haben wir keine Übersetzung hinbekommen. Deshalb hat Ingrid Jorge Diena (unsere gute Seele), den TO Stützpunkt-Leiter in Montevideo (der schon so viel Gutes für uns getan hatte), angerufen. Nachdem er eine Weile mit Diego gesprochen hatte erklärte er mir ganz trocken am Handy „ihr habt einen unterschriebenen Vertrag an den hättet ihr euch halten müssen. Diego möchte das Getriebe ausgebaut an Deck haben um es in die Werkstatt zur Überprüfung mitzunehmen.“ Jetzt war meine Laune auf dem Null-Punkt, denn in diesem Moment stellte sich die Situation für mich wie folgt dar: wir wurden mit einem kaputten Getriebe betrogen, die 5000 Euro konnten wir in den Wind schreiben, keine Arbeitslohn Einsparung und weiterer Schweißverlust beim ausbauen des Getriebes – was für ein Anschiss. Ich glaubte in Diegos Gesicht so etwas wie Mitleid zu erkennen. Aber was soll's, alle schlechten Gedanken beiseite und das Getriebe ausbauen. Das ging rekordverdächtig schnell (na ja, Übung macht den Meister). Nachdem Diego das Getriebe geprüft und in Miami angerufen hat war alles klar, das war ein links laufendes Getriebe. Bei der Auftragserteilung habe ich extra darauf hingewiesen das die Drehrichtung unseres Motors „clockwiese“ (im Uhrzeigersinn, rechtsdrehend, ist). Das Problem ließ sich aber relativ leicht beheben in dem der Deckel der Ölpumpe um 180 Grad gedreht wurde.
Ich habe extra den Ölpumpen-Deckel beim alten Getriebe abgebaut und nachgeschaut
Jetzt hatte Diego ein schlechtes Gewissen und als kleinen Ausgleich hat er das gesamte Getriebe mit Epoxid-Harz als Korrosionsschutz gestrichen.
das Getriebe glänzt, hoffentlich auch bald unsere Augen
Als das Getriebe wieder an Bord war lachten wir schon wieder Alle. Vor allem, nach dem ich ihm klar machte das ich mit einem Glas Wein in der Hand auf meinem Platz sitze, keinen Finger krumm mache und nur Anweisungen gebe. Sie bauten zu zweit, mit dicken Schweißperlen auf der Stirn, das Getriebe ein. Natürlich profitierten sie von meinen Vorbereitungen (Flaschenzug, Motorhalterung und vielen Tipps).
Ich suche gerade mein Glas Wein
Arbeiten und Schwitzen
dürfen die beide alleine
 








Ein kurzer Probelauf – Getriebe dreht in beide Richtungen, Öldruck ist in ordnung, alles gut. Jetzt musste das Boot aus dem Wasser wir haben mit Hilfe von Diego die Schlepphilfe für den Tag organisiert, das hat auch bestens geklappt.
jetzt werden wir in die Slip-Anlage geschleppt
Das Boot hing im Travellift (Kran) dann war erst einmal Schluss mit der Aktion.
die Gurte um das Boot
das Boot angehoben und Ende im Gelände
Jetzt wieherte der 








Amtsschimmel. Wenn einer denkt in Deutschland ist die Bürokratie groß dann muss er unbedingt nach Südamerika. Die können einen schier zur Verzweiflung treiben. Jetzt heißt es im Hafenbüro Formulare ausfüllen. Die Formularschlacht fällt noch intensiver aus als bei der Anmeldung. Schweiß überströmt sitze ich am Schreibtisch und versuche die richtigen Worte in die richtigen Spalten zu setzen. Unterstützt wurde ich von vier Leuten die um mich herum standen und kreuz und quer ihre Kommentare in spanisch abgaben, mir platzte fast der Kopf. Das Amts-Spanisch verstehe ich nur andeutungsweise. Immerhin konnte ich ausschließen, dass da steht, ich werde ihnen Hembadoo schenken. Nach der Aktion hatte Walter, der Hafenmeister, soviel Mitleid mit mir, das er mit einem Teil der Formulare (zur Genehmigung – Stempel und Unterschrift) selber zur Prefectura gefahren ist. Nachdem das alles erledigt war konnte sich der Kran wieder in Bewegung setzen. Im übrigen haben wir das Boot ohne Geld und ohne Getränke verlassen, im guten Glauben das es spätestens Mittag fest auf Land liegt und wir wieder rauf können. Es wurde Mittag und alle verschwanden ohne ein Ton zu sagen für mindestens eine Stunde in die Mittagspause. Uns blieb nichts anderes übrig als zu den kleinen Imbiss-Stand im Hafengelände (dort wollte ich nie wieder hin, teuer und schlecht) zu gehen und etwas zu essen und vor allen etwas zu trinken zu bestellen (es war ein richtig heißer Tag) und bezahlen erst am nächsten Tag. Sie hat sich Gott sei Dank darauf eingelassen und wir sind nicht vor Hunger und Durst Tod umgefallen. Die ganze Mannschaft (immerhin waren es 5 bis 6 Leute) hatte mittlerweile beschlossen wieder weiter zu machen. Das Boot wurde auf ein Transportwagen gestellt und in die festgelegte Lücke verfrachtet.

vom Travellift auf den Transportwagen
und ab in die Lücke







Nachdem am späten Nachmittag alles fertig war fragten wir die Leute wie wir nun auf das Boot kommen, weit und breit war keine Leiter. Der Eine sagte ich sollte mitkommen und er gab mir aus einem Lager eine nagelneue Leiter. Ich war einigermaßen erstaunt. Aber uns sollte es nur recht sein. Das Glück sollte aber nicht lange anhalten. Der Mann kam wie ein geprügelter Hund an (wahrscheinlich hat ihn Walter zusammengestaucht das er die neue Leiter herausgegeben hat) und tauschte sie gegen etwas was man als hochkant hingestelltes (aus dünnem, schlecht verschweißten Rundeisen) Geländer und nicht als Leiter bezeichnen konnte. Beim hochsteigen wackelte das Ding gewaltig und wir dachten es wird jeden Moment zusammenbrechen. Am Abend kam noch Diego um Bescheid zu sagen wie es weiter geht. Bis zur Hälftei ist er auf die "Leiter gestiegen, dann ist er umgedreht, denn das war selbst für ihn zu viel. Zehn Minuten später kam er mit einem Kollegen und einer richtigen stabilen Leiter von seiner Firma zurück. Wir waren sehr zufrieden. Das Ausbauen der Welle ging relativ flott. Es wurde alles neu geschweißt und auf der Drehbank abgedreht und gefräst. Die Wellendichtung wurde neu gemacht. Alles in allen hat Diego eine 1A Arbeit abgeliefert.
geschweißt
gedreht und gefräst
polliert, gedichtet und eingebaut











  
Dann kam der Tag wo das Boot in das Wasser kam. Sicherheitshalber hat Ingrid ein Rucksack mit dem Nötigsten gepackt. Diesmal ging alles ein wenig schneller. Schon am Vorabend bin ich mit Diego zur Prefektura gefahren um die Genehmigung zum einsetzen des Bootes zu holen.

 
bevor der Fisch in die Kisten kommt
aber jetzt Boot aufladen
Stützpfähle weg und hoffen
das es diesmal nicht so lange dauert
 















Diego mit rauf aufs Boot – wegen der Probefahrt, Motor gestartet, Vorwärtsgang rein und - ups - das Boot fuhr rückwärts (um ein Haar wäre ich rückwärts gegen die Wand gefahren). Ei jai jai die Gangschaltung muss auch noch umgebaut werden. Aber egal erst einmal raus aus dem Hafen und Getriebe und Welle getestet. Auf einmal sprang Diego auf als er merkte das wir aus den Hafen herausfuhren. Er rief mit dem Handy die Prefektura an das wir außerhalb des Hafens eine Probefahrt machten. Was für ein Glück das wir die Prefektura (Küstenwache) nicht noch anrufen müssen wenn wir aufs Klo gehen.
ohne Prefectura geht hier garnichts
Jedenfalls habe ich das Boot vorwärts und rückwärts durch die Bucht gejagt. Es ist alles bestens nichts wird heiß, nichts tropft alle sind zu Frieden. Jetzt bleibt nur noch eins, mit dem vertauschten vorwärts und rückwärts Gang, ohne Schaden am Steg anlegen. 


wir wurden gleich von unseren
Stamm-Seelöwen begrüßt








Hier im Hafen von Piriapolis ist das ziemlich speziell, denn es gibt keine Leine an der Festmacher-Tonne (ohne Badeplattform am Boot oder Schlauchboot im Wasser ist das fast unmöglich). Aber alles hat geklappt und auch das umbauen der Gangschaltung war kein allzu großes Problem. Jetzt war der Zeitpunkt erreicht wo wir unbedingt eine Flasche Sekt öffnen mussten und auf das gute Gelingen anstoßen konnten.  Am nächsten Tag haben wir sofort Jorge Diena angerufen und Bericht erstattet. Des weiteren haben wir uns in Montevideo verabredet denn wir wollten ihn unbedingt zum Riesen-Steak Essen in der alten Markthalle einladen. Also auf nach Montevideo, aber einfach nur so Essen gehen kam nicht in Frage, erst einmal machten wir eine touristische Exkursion durch Montevideo und wir lernten einige Sehenswürdigkeiten kennen. Die erste Anlaufstelle war die Plaza Independencia, das ist der zentrale und größte Platz in der uruguayischen Hauptstadt. Um die Plaza Independencia sind zahlreiche historische und prägende Bauwerke Montevideos angesiedelt. Im Westen steht als letztes Überbleibsel der alten Stadtmauer das isoliert Stadttor, die Puerta de la Ciudadela. Durch dieses Tor führt der Weg in die Fußgängerzone der Calle Sarandí und somit die eigentliche Altstadt.

 
das Tor von der einen
und der anderen Seite
 








Auffällig an der rechten Ecke des Platzes, im Übergang zur Avenida 18. de Julio steht ein märchenhaft wirkendes Gebäude, hierbei handelt es sich um das Palacio Salvo. 1928 wurde es eingeweiht. Mit seiner Höhe von 105 m und 26 Stockwerken war das Bauwerk bis 1935 das höchste in Südamerika. In Auftrag gegeben haben es die Textilindustriellen José und Lorenzo Salvo, zwei Brüder italienischer Herkunft. Der Architekt baute zuvor das selbe nur etwas kleiner in Buenos Aires, mit dem die Stadt heutzutage in gleicherweise wirbt. Jetzt ist das Gebäude das Wahrzeichen von Montevideo. Seit 1996 steht es auf der Liste des “Nationalen Historischen Denkmals”.
Der Torre Ejecutiva ist ein Glaskasten der für mein Geschmack überhaupt nicht hierher passt. Dabei handelt es sich um ein 56 Meter hohes 12-stöckiges Gebäude. Es liegt neben dem ebenfalls dort befindlichen Palacio Estévez. Die lange Bauzeit dieses Gebäudes hat sich der Berliner Flughafen wohl zum Vorbild genommen. Es wurde nach einer 46 Jahre währenden Bauzeit deren Beginn 1963 war erst am 25. Mai 2009 eingeweiht. Derzeit befindet sich in den oberen drei Etagen der Sitz des Präsidenten von Uruguay.
In der Mitte des Platzes der Unabhängigkeit befindet sich Reiterfigur, die den uruguayischen Nationalhelden General José Artigas darstellt. Die Figur wurde 1924 errichtet, ein 17 m hohes Standbild. Die Militärdiktatur erweiterte die Figur im Jahr 1977 um eine monumentale Krypta (das Artigas-Mausoleum) in der sich die Urne mit dem sterblichen Resten des Helden befindet. Treppen auf beiden Seiten der Bronzereiterstatue führen in den Keller. Als wir abstiegen, füllte eine respektvolle Stille jeden Schritt, der uns von der Hektik der Stadt wegführte. Im Inneren bewachen Soldaten immer noch das Grab des Generals. An den Wänden des Mausoleums wird das Leben des Helden dargestellt. Es gibt jedoch keine einzige Zeile seiner berühmten Zitate. (Artigas hat übrigens, mit der Unterstützung der Bevölkerung, Uruguay zur Unabhängigkeit von Spanien und Argentinien verholfen) Jeder Ausdruck von Artigas hätte direkt als Rede für Freiheit und Demokratie verstanden werden können und das wäre für einige Leute zu viel „des Guten“. Hier mal ein paar Zitate von Artigas - der Mann ist mir wirklich Sympathisch:
"Ich bin nicht käuflich, und ich strebe nach keinem Lohn für meine Bemühungen außer dem, meine Nation frei zu sehen." "Yo no soy vendible, ni quiero más premio por mí empeño que ver libre mi nación."

oder das:
"Denken wir daran, daß sie [die Indios] in erster Linie ein Recht haben, und daß es eine Schande für uns wäre, sie weiter in dieser beschämenden Ausschlußsituation zu halten, der sie bis heute ausgesetzt waren, nur weil sie Indios sind." "Recordemos que ellos tienen el principal derecho, y que sería una degradación vergonzosa para nosotros, mantenerlos en aquella exclusión vergonzosa que hasta hoy han padecido por ser indianos."
Und was wurde später gemacht die Indios wurden zu 100% umgebracht. Es besteht kein Zweifel, dass er eine außergewöhnliche Persönlichkeit war, die von Historikern auf der ganzen Welt anerkannt wurde.
das soll wohl das größte Reiter-Denkmal der Welt sein
hier geht es in das Mausoleum
mit der Urne
 








 Dann verließen wir das Zentrum und fuhren auf der Küstenstraße nach Punta Gorda. Auf dem Hügel ist ein gut besuchter Platz und Park, genannt Plaza de al Armada, wo sich das Monumento a los Caidos en el Mar findet, eine Skulptur surrealistischer Kunst, gewidmet den ertrunkenen Seeleuten.

ein wirklich schöner Platz
Inge und Jorge geht es sichtbar gut
das soll wohl eine Person
in einer Welle darstellen
 













Nach soviel Kunst und Architektur war jetzt ein großes Steak fällig. Als krönenden Abschluss ging es in den ultimativen Grill-Tempel, den viel gerühmte Mercado del Puerto, die alte Markthalle in der Nähe des Hafens in der Ciudad Vieja, ist eine echte Sehenswürdigkeit des Viertels. Sie ist ein Konglomerat von riesigen Grillfeuern, der Lust am Fleisch sind hier kaum Grenzen gesetzt. Aber auch die Halle selbst ist sehenswert, nicht zuletzt weil sie eine originelle Stahlkonstruktion samt Glasdach ist, die man in den 1860er Jahren im britischen Liverpool bestellte. Kurioserweise wurde sie dort komplett entworfen, die Eisenteile gegossen und geschweißt, um anschließend nach Montevideo verschifft. Wir können nur froh sein das wir nicht in der Hauptsaison hier sind, dann ist es nämlich brechend voll. 

die englische Herkunft ist zu erkennen
ein Grill-Tresen
nach dem anderen
und Fleisch
ohne Ende
vor allendingen es schmeckt
Nach diesen super tollen Tag (noch einmal Danke für Alles Jorge) ging es mit dem Bus wieder zurück nach Piriapolis. Ja, und jetzt war
auch der Zeitpunkt gekommen an dem Ingrid nach Deutschland fliegt. Ich bleibe an Bord, denn der Liegeplatz ist alles andere als sicher. Nachdem das Auge von Ingrid zum zweiten Mal (jetzt aber erfolgreich) gelasert wurde und auch alle anderen Untersuchungen positiv waren haben wir beschlossen doch nach Süden (Patagonien und Feuerland – wenn sich die Möglichkeit ergibt Kap Horn) zu segeln. Ich nutze die Zeit um das Boot für diese abenteuerliche Tour vorzubereiten. Die Strecke die wir durch das chilenische Labyrinth fahren muss festgelegt werden. Sie muss auch bei der chilenischen Küstenwache vorgelegt werden und dann erhält man das „Zarpe“ die Fahrgenehmigung. 

so sieht die Streckenvorberitung
nach Süden und durch Feuerland aus
 







In der zweiten Woche nachdem Ingrid weg war gab es große Aufregung im Hafen. Zurzeit findet eine Regatta rund um die Welt statt. Einer der Rennsegler hat es fertiggebracht auf ein Wal zu fahren (der arme Wal). Eins der zwei Ruder wurde völlig verbogen, obwohl der Ruderschaft, also das Rohr am Ruderblatt ein Durchmesser von 12 cm hat und sehr dickwandig ist. Auch die Lagerung wurde beschädigt und deshalb musste das Boot aus dem Wasser. Das Riesenteil aus dem Wasser zu bekommen hat den ganzen Tag gedauert. Die Besatzung hat ordentlich Druck gemacht denen lief natürlich die Zeit davon. Das Boot blieb zum Laminieren die drei Tage gleich im Travellift. Das Ruder musste komplett neu angefertigt werden, das war natürlich ein Job für Diego. Ich konnte mich nicht zurückhalten und musste auch mal Hand anlegen. Kaum das das Laminat gehärtet war ging das Boot wider ins Wasser und sie sing auch gleich los nach Montevideo (von dort mussten sie wider Starten). Das Ruder hat Diego ein Tag später mit dem Auto nach Montevideo geschafft, es wird dort von Taucher eingebaut. Obwohl ich von diesen Millionen schweren Rennjachten gar nichts halte (ist wie Formel 1 auf dem Wasser) war es doch ganz Interessant. 

das ist das Grenzmaß für den Travellift (nicht das Gewicht aber die Größe)
hier erkennt man die neu Laminierte Fläche
die Nummer der Rennyacht
und hier wird das neue Ruder gebaut


und ich werde mal das ganze beschleunigen






 
hier mal die Draufsicht
und nochmal von hinten
 















Damit uns so etwas nicht passiert haben wir ein Wahl-Wecker, eine Glocke wird am Bug befestigt und eine Leine mit ein Stück Blei geht vom Schlägel bis ins Wasser. Wenn wir in der Nacht mit Seegel unterwegs sind wird ein schlafender Wahl geweckt. Was habe ich am Anfang geschrieben „eine gewisse tägliche Routine macht sich breit“ nachdem ich hier alles aufgeschrieben habe muss ich feststellen das das wohl doch nicht ganz stimmt. Am 9. November ist Ingrid wieder in Piriapolis und eine Woche später wollen wir dann in Richtung Argentinien los segeln. Für diejenigen die auf der Karte mal nachschauen wollen wo wir eigentlich hin wollen hier mal ein paar Orte: von Piriapolis nach Mar del Plata (Argentinien), Puerto Madryn, Caleta Horno (hat nichts mit Kap Horn zu tun), Isla Estados, dann die Le Maire Straße (das ist eine sehr spezielle Stelle), rechts abbigen in den Beagle Kanal, Ushuaia (der südlichste Ort von Argentinien), wider ein Stück zurück nach Puerto Williams (Chile), den Beagel Kanal weiter nach Westen, der Brazo Sudoeste, nach Nordrn in Richtung Magelanstraße, Kanal Smyth, Puerto Natales, Puerto Eden, Golfo de Corcovado, Golfo de Ancud, Puerto Montt (das ist erst einmal das 1. Hauptziel), Valdivia (das Ziel) Diese Auflistung ist nur ein kleiner Teil der unzähligen kleinen Kanäle und Ankerbuchten die wir besuchen. Auf dem Foto wo wir abgeschleppt werden erkennt man zwei große Trommeln mit je 100 Meter Leine. Die brauchen wir als Landleinen in den sehr schmalen Buchten denn in dieser Gegend stürmt es gewaltig.