Mittwoch, 6. Dezember 2017

Mar del Plata - Argentinien

Ingrid ist wider wohlbehalten mit ein großen Koffer voller Ersatzteile in Uruguay angekommen. Der Zoll hat sich, Gott sei dank, nicht um den Inhalt des großen Koffers gekümmert nur ihr Handgepäck wurde gründlichst untersucht. Ich bin mit dem Bus nach Montevideo um sie abzuholen. Die Wiedersehens-Freude war nach anderthalb Monaten entsprechend groß. Die folgenden Tage verbrachten wir mit dem Ein- bzw . Anbau der Mitgebrachten Teile. (Tankanzeigen, Membran für manuelle Bilgenpumpe, Pumpe für die hintere Toilette, 9V Stromversorgung für Tankanzeigen und vieles mehr) die Woche bis zu unser geplanten Abfahrt verging Ruck-zuck. Der einzige der überhaupt nicht mitspielte war der Wettergott. Genau zu unseren Abfahrtstermin kündigte sich ein Sturm aus Süd an und wir mussten den Abfahrtstermin verschieben. Aber dann war es so weit. Das Ausklarieren (Hafen, Migration und Präfektura) war problemlos (mittlerweile waren wir darin auch geübt. Unser größtes Problem war das Boot von den Mooring-Tonnen los zu bekommen. Durch den Sturm hatten wir Hochwasser und die Mooring war mit samt unseren Leinen-Knoten unter Wasser. Es hat zwei Stunden gedauert um Entlastungs-Leinen zu verlegen um die Bojen wenigstens etwas höher zu bekommen und dann Leinen und Schäkel zu lösen.
mit Hilfsleinen die Mooring entlasten
mit dem Schlauchboot kann man auf den Steg
und dann kniet man im Wasser








Für unseren Zeitplan spielte es aber keine Rolle denn wir wollten eh erst am späten Nachmittag los. Wir hofften das sich die Welle vom vorangegangenen Sturm noch etwas beruhigt. Und so legten wir am Freitag den 24.11. 2017 um 17:30 Uhr nach 4 Monaten in Piriapolis ab. Mittlerweile schleichen sich Abschiedsgefühle ein und es macht sich doch etwas Wehmut breit (obwohl, die Hafenanlage mit den neuen festen Beton-Stegen werden wir mit Sicherheit nicht vermissen).
Bootsbesatzungen und selbst die Bauarbeiter winken uns zum Abschied zu
Aber jetzt geht es endlich los. Der Rio de La Plata empfing uns mit mäßigen Wind aber mit gewaltigen Wellen auf denen sich die neuen Wellen aus entgegengesetzter Richtung bildeten. Das ganze ergab wirklich wilde Schiffsbewegungen. Dann wurde Ingrid Seekrank und ist in die Koje gekrochen. Ich musste mich auf eine lange Nacht einstellen. Gegen ein Uhr beruhigte sich das ganze und wir hatten die Wellen schräg von hinten. Ich weckte Ingrid (ich konnte nach den Anstrengenden Tag kaum noch die Augen aufhalten) ihr ging es mittlerweile wider besser und ich konnte beruhigt meine zweieinhalb Stunden Schlafen. Wir haben unseren Rhythmus noch nicht gefunden. Als ich zu meiner Morgenwache um 3:30 Uhr erscheine, erzählt mir Inge, wie groß die Wellen sind. Hat sie offenbar sehr beeindruckt, ich wundere mich, da ich sie als nicht sonderlich ungewöhnlich empfinde. Auch Gewöhnungsprozesse brauchen ihre Zeit. Und mangelnder Schlaf ist da nicht förderlich. Auch ich fühle mich nach wie vor recht erschöpft. In der Nacht war es doch reichlich kalt. Ich habe in meiner zweiten Wache sehnsüchtig den Sonnenaufgang und die wärmenden Sonnenstrahlen erwartet.
ich sehe aus als ob ich mich schon in der Antarktis befinde
Die restliche Zeit war relativ ereignislos. Wir segelten mit voller Genua um die 6 Knoten und wir erreichten die Küste von Mar del Plata am Sonntag um die Mittagszeit. Einige Zeit bevor wir den Hafen von Mar del Plata erreichten begannen wir schon, mit der Prefectura – der dortigen Coast Guard – zu funken. Argentinien ist ja sehr formalistisch und vom Militär geprägt. Das heißt für uns Segler, dass wir uns überall bei den jeweiligen Behörden an- und abmelden müssen. Der Herr am Funk war recht nett und hat sich geduldig meinen auswendig gelernten Funkspruch auf Spanisch angehört und mit einem kurzen Okay geantwortet. Kurz darauf kam das große Schlauchboot der Präfektura auf uns zugerast und begleitete uns ein Stück bis zur Hafeneinfahrt. Nachdem sie erkannten das wir uns von der Flachstelle an der Einfahrt fern hielten verließen sie uns. Wir tasteten uns vorsichtig in den Hafen. Ausgerechnet vor der Einfahrt in den Yachtclubs gab es eine Regatta mit Kinder in kleinen Optimisten. An die Festmacher-Tonne kamen wir nicht heran und Ankern bei dem Gewusel war auch nicht so einfach (wir wollten ja keinen der Kinder versenken oder ein Zusammenstoß riskieren) Ingrid hat vergebens den Yachtclub gerufen (auf englisch antworten die nicht). Der Wind nahm immer noch zu und wir kurvten inmitten der kleinen Optimisten vor der Brücke herum. Dann kam ein Schlauchboot und half uns die Festmacher-Leine durch die Boje zu fädeln. Jetzt konnten wir in Ruhe auf das Boot des Yachtclubs Argentina warten. Der kam dann auch nach einer Weile, gab uns aber zu verstehen das es nicht einfach wird bei den Windverhältnissen mit ein Langkieler in den Hafen zu fahren. Ich sollte ins Boot steigen und mir die Verhältnisse im Hafen anschauen. Wir düsten durch die beiseite geschwenkte Brücke. Nachdem ich mir alles angeschaut habe versicherte ich ihn das wir ein kräftiges Burgstahlruder haben und es keine Probleme geben wird. Nachdem ich zurück war lösten wir dass Boot von der Boje und fuhren langsam in Richtung der Lücke mit der Schwenkbrücke, durch die es in das Becken mit den beiden Yachtclubs geht. Jetzt aber vorsichtig in die Marina, der Wind pfiff von vorne. Nun mussten wir Rückwerts in die Box jetzt drückte der Wind von der Seite. Ich benutze das Burgstahlruder der Motor läuft aber es bewegt sich nichts oder nur ganz wenig. Verflucht!. Das war`s mit der eleganten Einfahrt in die Box. Der Marinero im Beiboot hat unser Problem sofort erkannt und uns mit seinem Boot vorne herumgedrückt. Trotzdem tuschierten wir ziemlich unsanft einen der Festmacher-Pfähle die aber glücklicherweise aus Holz sind (sieht aus wie ein kleiner alter Ostsee Hafen).
im Hafen ist es ziemlich eng
Inge auf der Drehbrücke
Jetzt werden wir kurz Mar del Plata genießen, bevor es dann weiter geht. Heute haben wir noch einen strikten Arbeitsplan entworfen. Nach dem Ingrids und meine Vorstellungen halbwegs in Einklang gebracht wurden ging es an die Arbeit. Wir haben 10 Tage um alles zu erledigen (Einklarieren, Diesel beschaffen, Burgstahlruder kontrollieren (tauchen), Stadt besichtigen u.s.w.). Da sollte alles ohne Stress zu schaffen sein. Denn ab jetzt steht der Wille zum Erfolg im Vordergrund. Und deshalb gehen wir konzentriert ans Werk, und es läuft......nicht. Am besten war die Migration. Der junge Mann kam mit dem Einreisestempel und den Papieren direkt zum Boot und 5 Minuten später waren wir mit unserem Stempel im Pass offiziell Eingereist. Im Hafen versicherte man uns das alle Behörden am Sonntag geöffnet hätten. Zuerst sollten wir zum Zoll und dann zur Präfektura. Also Papiere geschnappt und losmarschiert. Beim Zoll angekommen war die Tür verschlossen erst am Montag geöffnet. Na ja der Weg war schon mal umsonst. Wir machten uns keine Hoffnung das wir bei der Präfektura etwas erreichen würden aber da wir nun mal unterwegs waren sind wir auch dort hingegangen. Nach einigen hin und her erklärte man uns das wir erst am Montag zum medizinischen Dienst müssen und dort unsere Unbedenklichkeitsbescheinigung bezahlen und bekommen. Mit dem Nachweis das wir den Doktor bezahlt haben können wir am Montag wider zur Präfektura. Der Zoll interessiert niemanden. Der ganze Weg war erst einmal umsonst, na ja nicht ganz, wir haben ja ein paar Infos bekommen. Also am Montag zuerst zum Arzt war Ruck-zuck erledigt dann zum Zoll dort erklärte uns der Beamte das wir erst zur Präfektura müssen und mit den Papieren die wir dort bekommen könnten wir wiederkommen. Also raus aus dem Büro und wider zur Präfektura. Nach einer geraumen Zeit waren alle Formulare ausgefüllt und wir bekamen die Information das wir noch heute eine Inspektion bekommen. Wir wussten von unseren Niederländischen Freunden das diese Inspektion neuerdings bei jeder Yacht durchgeführt wird. Eigentlich hatten wir erst in Chile damit gerechnet denn wir wussten das bei etlichen Sachen das Haltbarkeitsdatum überschritten war. Kaum das wir an Bord wahren war auch schon das Inspektionsteam der Präfektura da, mit Drogenspürhund. Es kam wie es kommen muste Drogen wurden nicht gefunden aber das Haltbarkeitsdatum der Leuchtraketen, Handfackeln und der Feuerlöscher war abgelaufen. Eine Strafe von umgerechnet 100 Euro mussten wir auch bezahlen.  Einen kleinen Trost hatten wir den anderen Yachten (Engländer, Holländer) erging es genauso. Jetzt wurde es doch noch Stressig, Raketen und Fackeln suchen und kaufen, Wartungsdienst für Feuerlöscher suchen und überprüfen lassen. Für die ganze Aktion brauchten wir zwei Tage.
der Drogenhund hat Pause
bei uns sind sie fertig, jetzt geht es zu
unseren Nachbarn, den Engländern
unser neues Feuerwerk
und die geprüften Feuerlöscher
 








Die nächsten zwei Tage war Diesel holen angesagt. 680 Liter mit zwei 20 Liter Kanister und einer kleinen Transportkarre von der Tankstelle die Straße entlang zum Hafen über die Buckligen Schwimmstege aufs Boot. Da spürt man am Abend was man gemacht hat.
das war der erste von vielen Gängen
die Füße glühen
zur letzten Runde werde ich von Ingrid begleitet
 








Am Wochenende haben wir uns noch einmal zum essen und quatschen mit unseren Freunden, den Belgiern Rita und Fons, von der SY Sunshine in der Clubgaststätte (hier gibt es ein hervorragendes Essen) verabredet.
diese Arbeit macht wirklich Spass

Nach ein etwas längeren Tauchgang war auch das Burgstahlruder in Ordnung (der Tunnel war voller Muscheln). Alle technischen Arbeiten sind erledigt und so wie es aussieht können wir morgen, Donnerstag, den 7.12.17, am Vormittag hoffentlich auslaufen. Das Wetter soll für ein paar Tage halbwegs vernünftig sein. Ein bisschen Aufgeregt sind wie schon, denn wir bewegen uns in der Gegend wo auch das argentinische U-Boot vermisst wird.
Außerdem ist die argentinische Küste eine Gegend wo der Wind schon mal unverhofft und gewaltig auffrischt. Unser einziger Stopp wird nach 5 Tagen in der Caleta Horno (eine sehr schöne, einsame Anker-Bucht) sein. Ich vermute mal wenn wir hier in Mar del Plata ablegen haben wir bis Ushuaia kein Internet denn wir halten ordentlich Abstand zur Küste. Wir werden alle 2 bis 3 Tage ein kleinen Bericht per Satellit in den Blog setzen. Bilder und ein ausführlichen Bericht gibt es erst in Ushuaia. So nun noch einmal zur Reiseroute - in der Caleta Horno warten wir wider auf ein Wetterfenster um bis zur Le Maire Straße zu kommen. Das ist ein sehr gefährlicher Ort hier müssen wir unbedingt auf die richtigen Verhältnisse warten (das heißt Wind von hinten also aus Norden und die Gezeiten-Strömung in unsere Richtung) einer der Wartepunkte wäre die super schöne Anker-Bucht Puerto Hoppner auf der Staaten Insel (Isla de Los Estados). Sobald die Verhältnisse passen dann so schnell wie möglich durch die le Maire Straße und in den Beagle Kanal. Dort machen wir noch 2 bis 3 Stopps und dann hoffen wir Weihnachten oder kurz nach Weihnachten in Ushuaia zu sein. Dort wird noch einmal der Vorrat für die nächsten 3 Monate aufgefüllt. Dann geht es in den Südlichsten Ort nach Puerto Williams (Chile) wo wir Silvester feiern. Dann beginnt das nächste Abenteuer / Naturerlebnis, quer durch Feuerland in Richtung Pazifik und dann nach Norden (Beagel Kanal, Magelan Straße, viele andere Kanäle und hunderte Inseln. Im Moment sind es 4 Yachten die nach Süden segeln 1 Engländer, 1 Belgier, 1 Holländer und wir. So diese Infos müssen erst einmal reichen denn ich muss zusehen das ich bis zum Abend noch ein paar Kleinigkeiten erledige.



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